Er kommt mit so vielen Vorschusslorbeeren nach Zug wie schon so einige Söldner vor ihm: Anton Lander. Stürmer, 30-jährig, und der vierte Schwede neben Carl Klingberg, Christian Djoos und Niklas Hansson im Ausländer-Quintett des Meisters.
Im Frühjahr war Lander einer der begehrtesten Center auf dem Transfermarkt. Auch andere Schweizer Klubs wie zum Beispiel der SCB hatten ein Auge auf ihn geworfen. Doch er entschied sich für den EVZ – weil dieser in den höchsten Tönen gelobt wird.
Denn nebst Gesprächen mit Sportchef Reto Kläy und Trainer Dan Tangnes hat Lander auch bei einigen Landsmännern, die schon für Zug spielten oder es immer noch tun, Erkundigungen eingeholt: Kumpel Linus Omark, langjähriger Nati-Weggefährte Klingberg und Ex-NHL-Star Henrik Zetterberg.
Letzterer gastierte während des NHL-Lockouts 2012/13 beim EV Zug – und war einst das Idol von Lander. Dies gab er in einem Interview nach seinem Draft 2009 (2. Runde, von Edmonton) preis. Lander und der zehn Jahre ältere Zetterberg stammen beide aus Sundsvall (Sd) und wurden beim Timra IK gross. «Damals schauten wir jüngeren Spieler alle zu ihm hoch», erinnert sich der neue EVZ-Stürmer.
Weniger spektakulär, dafür effizient
In seinem Draft-Jahr war Lander einer von 24 (!) Schweden, die von NHL-Teams ausgewählt wurden. Von Anfang an fiel er nicht primär nur mit seinem Talent auf dem Eis auf, sondern auch durch seine Leaderqualitäten. Er vereint Spielübersicht mit offensivem Talent und defensivem Gewissen, er kann laut Sportchef Kläy «eine Mannschaft mitreissen. Bei ihm sieht es vielleicht etwas weniger spektakulär aus, aber er spielt sehr effizient». Lander bringt das Gesamtpaket mit.
Wer mit dem Auswahlverfahren von Kläy vertraut ist, weiss: Der EVZ-Sportchef legt genauso viel Wert auf den Menschen hinter dem Spieler. Er muss auch charakterlich ins Teamgefüge passen. «Er ist pflichtbewusst, teamdienlich und sehr demütig», sagt er über den Center, für den dies nach sechs Jahren in der NHL (Edmonton) und zuletzt vier Saisons in der russischen KHL (Jaroslawl, Kasan) etwas Neues ist. «Dass man wie hier in Zug auch den Menschen kennenlernen will, dieses Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr», betont Lander.
«Schnell erwachsen geworden»
Dass er auch mit seiner Persönlichkeit punktet, schreibt er seinem frühen Aufstieg als Junior in Timras SHL-Mannschaft zu. «Als 16-Jähriger debütierte ich in der höchsten Liga. Da wurde ich schnell erwachsen. Wir hatten grossartige Leader in der Kabine, von denen ich abschauen konnte, wie man mit Teamkollegen umgeht.»
Apropos Teamkollege, Carl Klingberg kennt Lander seit ihren Teeniejahren und gemeinsamen Zeiten in Schwedens Junioren-Auswahlen. «Anton hatte schon früh das Zeug zum Captain», erzählt Klingberg. Lander war seiner in der U20 und U18. «Er kann eine Mannschaft führen, ihn hat man gerne in der Garderobe», beschreibt ihn der Zuger Meisterstürmer weiter.
Noch länger kennt ihn seine Frau Malin (32). «Ich war zwölf, als wir uns trafen», erzählt Lander. Die Schwedin ist seine Jugendliebe, folgte dem Center, der mit 20 nach Edmonton ging, ein Jahr später nach Kanada und ist seither stets an seiner Seite. «Dafür bin ich ihr sehr dankbar.» Das Paar hat zwei Söhne, Viggo (5) und Bo (bald 2).
Niemandem Zeit stehlen
Die Familie ist mit ein Grund für den Wechsel nach Zug. Nach Jahren voller langer Roadtrips in der KHL, NHL und AHL schläft Lander nach jedem Spiel zu Hause in seinem Bett. Er liebt Unternehmungen mit seiner Familie, begleitet Viggo zum Kids-Fussballtraining. Doch auch dort dürfte Hockey Thema sein, denn Teamkollege Jan Kovar (Tsch), der zum wertvollsten Spieler der letzten Saison gekürt wurde, ist mit seinem Sohn Theodor dabei.
Und wie fast jeder Schwede geht Lander gerne fischen. «Damit habe ich Viggo auch schon angesteckt. So sehr, dass ich ihm Gute-Nacht-Geschichten übers Fischen vorlese», sagt der Zweifach-Papa und lacht. In diesem digitalen Zeitalter sei die Natur umso wichtiger. Was zählt für ihn sonst noch? «Ich bin immer pünktlich, weil ich andere Leute nicht warten lassen und so deren Zeit stehlen möchte.» Und im Sport steht für ihn einzig das Team im Vordergrund, «und dass jeder bereit ist, den Preis dafür zu zahlen». Auf dem Weg zu einer möglichen Titelverteidigung.