Im Tor hat Lugano mit dem 21-jährigen Elvis Merzlikins kein Problem – sonst würde man jetzt nicht im Final stehen. Elvis ist aber ein Unterhaltungskünstler, der am besten ist wenn er oft im Rampenlicht steht. Langeweile ist ihm ein Gräuel. Gelegentliche Aussetzer sind bei jungen Torhütern fast unvermeidlich. Die Frage ist, wie sie Fehler wegstecken – und da ist Merzlikins jeweils sofort wieder auf dem Posten.
Vor Jahresfrist hatten die Ausländer in den Playoffs einen Totaldurchhänger. Klasen und Pettersson liessen sich von Servettes Dauerklopferei aus dem Konzept bringen und strichen die Segel. Das ist nun anders – Klasen spielt fantastisch und lässt gegnerische Attacken ins Leere laufen, unbeeindruckt, kühl und immer mit Spielwitz. Auch Pettersson ist wie verwandelt, sucht die Zweikämpfe und erzielt seine Tore dort, wo sie am teuersten erkauft werden müssen: direkt vor dem gegnerischen Kasten. Martensson ist nicht nur offensiv (und im Powerplay) eine permanente Bedrohung. Der KHL-gestählte Mittelstürmer ist als defensive Notbremse zwischen den Künstlern eine Wucht. Und Lapierre? Dann am Besten, wenn er kaum auffällt. Als Brandbeschleuniger wurde er zuletzt zum Rohrkrepierer. Als er die Mätzchen bleiben liess, gewann Lugano die letzten beiden Spiele.
Die Abwehr veranstaltet keine Feuerwehrübungen mehr – das ist vielleicht die grösste Errungenschaft Doug Sheddens. Servette versuchte es mal mit der Brechstange, mal mit Raffinesse. Einmal in Position, ist die Abwehr sattelfest. Verwundbar ist sie hingegen bei zügigen Gegenstössen durch die Couloirs. Die Verteidiger lassen die Scheibe laufen und verzichten in der Regel auf kräfteraubende Rushes in die gegnerische Zone – bei einem solchen Versuch verlor Julien Vauclair am letzten Montag vor dem 1:2 die Scheibe an Kevin Romy. Die Hackordnung in der Abwehr: Furrer, Chiesa, Ulmer, Hirschi, Kienzle, Vauclair, Kparghai.
Tore aus der zweiten Reihe? Erstklassig. Die BHB-Linie mit Hofmann als Schaltstelle zwischen Brunner und Bertaggia ist mit lauteren Mitteln nicht kleinzukriegen. Zu viel Raffinesse, zu hohes Tempo. Dahinter warten Lapierre, Sannitz und Walker mit dem Messer zwischen den Zähnen auf Einsätze – die Abteilung Abrissbirne ist auf Krawall gebürstet. Die nominell vierte Linie (Reuille, Dal Pian und Kostner) sorgt mit tiefem Forechecking und risikolosem Spiel immer wieder für Energiezufuhr.
Doug Shedden. Immer noch kantig, aber kein Schiedsrichterschreck mehr. Erstklassig, wie er die Egos der vielen Stars auf einen Nenner gebracht hat. Hier ziehen nun alle am selben Strick – das ist allein sein Verdienst.