Foto: PIUS KOLLER

Der Grogg-Blog
Welcher Wolf wird gefüttert?

Ein persönlicher Beitrag von SonntagsBlick-Blogger Stefan Grogg. Der an ALS leidende ehemalige Eishockey-Profi blickt diesmal über die Grenzen des Sports hinaus.
Publiziert: 05.01.2020 um 16:26 Uhr
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Aktualisiert: 10.04.2021 um 12:22 Uhr
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Der an ALS leidende Stefan Grogg bewegt den Cursor für Schrift und Sprachausgabe mit den Augen.
Foto: PIUS KOLLER
Stefan Grogg

Ins keiner anderen Zeit nehmen noble und lobenswerte Gedanken zur Selbstverbesserung stärker Form und Gestalt an, als ums Neujahr. Auch wenn das eben erst Neuvorgenommene im Verlauf des frischen Kalenderjahres meist relativ zügig samt und sonders wieder über Bord geworfen wird. Die ernüchternde wie gleichzeitig auch tröstende Erkenntnis bleibt: Der Wille war präsent, der Geist hingegen halt eben alle Jahre wieder schwächelnd. Aber ist er das wirklich?

Den perfekten Menschen wie wir uns dies in absoluter Art und Weise vorstellen, gibt es nämlich nicht. Ausser allenfalls unter Vorbehalten in buddhistischen Tempel-Kommunen. Genau wie es kein Licht ohne Dunkel gibt, so hat doch jeder gleichermassen auch etwas Böses oder zumindest weniger Ehrenhaftes in sich. Das ist durchaus okay, solange das Gute und das Wohlwollende überwiegen.

Ein indianisches Sprichwort besagt, jeder Mensch habe zwei Wölfe in seinem Innern. Einen Guten und einen Schlechten. Und je nach dem welcher mit mehr Energie gefüttert wird, der gewinnt. Sprich dieser Wolf in einem drin prägt hernach einen dauerhaft guten oder eben schlechten Menschencharakter.

In einem gesunden oder funktionierenden Körper ist es bedeutend einfacher, den positiven Wolf zu füttern. Trotzdem tauchten Willenskraft und Positivität in prekären Momenten Gott sei Dank stets automatisch in mir auf, wenn ich sie am meisten gebraucht habe. Eine bedeutungsvolle Erleichterung der Umstände, wofür ich bewusst Dankbarkeit empfinde.

Charakterliche Vollkommenheit mag unerreichbar bleiben. Das Streben danach, respektive der Weg dahin, ist dennoch das Ziel. Wenn irgendwie möglich, ohne sich dabei in allzu starker Verbissenheit zu verlieren.

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