Es ist ein satt herausstechendes Rot, in dem mein erstes, selbst gekauftes Velo in meiner Kindheitserinnerung glänzt. Ein Mensch wird seit Kindsbeinen daran gewöhnt, sich über gewisse Besitztümer und Äusserlichkeiten sein Identitätsempfinden aufzubauen und zu festigen.

Erfolg im Leben wird zudem auch über die Gewichtigkeit der beruflichen Stellung oder des Bankkontos definiert. Ähnlich betrachtet nimmt der menschliche Charakter relativ rasch und standfest Auffassungen und Meinungen an, die für ihn persönlich resonieren. Im Endeffekt stellen diese eine Stabilisationshilfe dar, eine Stütze im doch bisweilen volatilen Verlauf unserer Leben.

Zweifellos gut, biegt sich jeder seine eigene Weltanschauung zurecht! Denn ohne diese Fähigkeit wären wir ja alles identische Wesen. Klone ohne jegliche Individualität. Langweilig und öde.

Viel zu oft sind es jedoch genau diese Verschiedenheiten, die unter uns Zwiste auslösen. Ganz einfach, weil wir uns in zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen bei mangelnder Toleranz nicht selten im Ego verletzt fühlen.

Anschauungsunterricht dieses Konfliktpotenzials? All die Sportfreunde, die einander in den Stadien noch bis im März auf engstem Raum in gegensätzlichen Fanlagern lautstark, verbal und wild gestikulierend bekämpft haben. Zwar bloss aufgrund nicht ganz ernst zu nehmender, unterschiedlicher Sympathien im Sport. Dennoch im Prinzip einfach wegen Meinungsdifferenzen.

Und so tut es uns ab und zu gut, zu realisieren, dass wir gesamthaft aus der Vogelperspektive gesehen eigentlich nur im Kopf unterschiedlich programmierte Geschöpfe sind. Ein Herz mit Emotionen und dem Bedürfnis, geliebt zu werden, über das verfügen wir nämlich allesamt exakt gleich.