Da tanzt der Bär!
Schweizer Hockey ist in Berner Hand

Einfach bärig! Biel, der SCB und Langnau duellieren sich um die Spitze. Das weckt Erinnerungen an vergangene Zeiten.
Publiziert: 18.10.2018 um 01:07 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:03 Uhr
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Die Berner sind im Eishockey aktuell das Mass aller Dinge!
Foto: Illustration/Lily Metzker
Angelo Rocchinotti

Der Blick auf die Tabelle mache schon Spass, sagte SCB-Boss Marc Lüthi unlängst. «Auch wenn nicht wir ­zuoberst stehen.» Drei Berner Klubs an der Spitze? Das gabs zuletzt vor 39 Jahren!

Damals dominierten Bern, Langnau und Biel die Liga, machten zwischen 1975 und 1979 stets die ersten drei Plätze unter sich aus (siehe Box unten). Zweimal wurde der SCB Meister. Emmentaler und Seeländer holten sich je einen Titel.

Die Teams bestanden aus Einheimischen. Viele wissen heute nur noch vom Hörensagen, wie sich Horisberger, Berger, Tschiemer und Meyer aus Langnau, Burri, Kölliker, Stampfli und Zenhäusern aus Biel und Dells­perger, Holzer, Zahnd und Dolder aus Bern bekämpften. «Im Vergleich zu damals sind die Derbys heute ein Kindergeburtstag», sagt Langnaus Meisterstürmer Simon Schenk, der als Lehrer auch schon mit blauem Auge oder ausgeschlagenen Zähnen vor die Klasse treten musste.

Vor allem zwischen Langnau und Bern ging es hoch her. Noch heute erzählt SCL-Legende Michael Horisberger stolz, wie man einst dem Berner Materialwart Hansueli Fuhrimann aufs Dach gab, weil der provokativ seine Tasche neben die Langnauer Spielerbank stellte. «Er hatte danach natürlich eine Hirnerschütterung. Es folgten Anwaltskosten», so Horisberger.

SCB-Dellsperger verlor 16 Zähne

Die Ärzte liessen schon vor den Spielen ihre Nähkisten bereitstellen. Der Berner Roland Dellsperger, der 2013 im Alter von 65 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts starb, verlor in den Duellen mit Langnau 16 Zähne und zertrümmerte aus Wut in der Ilfishalle ein Lavabo.

Der SC Langnau wird 1976 Schweizer Meister
Foto: Blicksport

Ihren bis heute einzigen Titel sicherten sich die Emmentaler 1976 dank eines 6:3 im letzten Spiel gegen Biel. Zwei Jahre später hätte Langnau nachdoppeln können. «Der Pokal stand schon auf der Tribüne», erinnert sich Schenk. «Doch dann verloren wir zu Hause gegen Bern, und somit war Biel Meister. Der Vertreter der Liga musste also nach Biel fahren und den Pokal aushändigen.»

Das Problem? «Weil es schneite, dauerte die Fahrt eineinhalb Stunden. Präsident Willy Gassmann forderte die Fans auf zu warten», erinnert sich die Bieler Goalie-Legende Olivier Anken.

Langnau-Coach half beim Heuen aus

Die Welt war in den 1970er-Jahren eine andere. Zur Konkurrenz zu wechseln, war verpönt. Ein Spieler brauchte selbst nach Ablauf seines Vertrags die Freigabe des alten Klubs. Die Vereine mussten mit rund einer Million Franken Budget auskommen, die Spieler noch einer geregelten Arbeit nachgehen. Langnaus Meistertrainer Jean Cusson half den Bauern sogar beim Heuen aus.

Mit der Professionalisierung, die immer mehr Kapital erforderte, endete die Berner Dominanz. Der SCB und Biel stiegen in die NLB, Langnau bis in die 1. Liga ab. Nun ist das Trio zurück an der Spitze. Dank geschicktem Management und neuen Infrastrukturen. Dass es erneut zu einer Berner Kantonalmeisterschaft kommt, wie es damals hiess, ist dennoch unwahrscheinlich.

«Langnau kann rein wirtschaftlich nicht da oben mitspielen. Wenn die Ausländerzahl auf sechs erhöht würde, wogegen ich mich vehement wehre, ohnehin nicht», sagt Schenk, der wieder im Klub mitwirkt. «Die Tabelle ist eine Momentaufnahme. Sie ist wie eine Rosine, die wir gerne nehmen.»

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Meister im Handball, Fussball, Unihockey

Meister, Schweizer Meister! Gleich in drei Sportarten stellt ein Berner Klub den amtierenden Titelträger. YB schrieb vor einem halben Jahr ein Fussball-Märchen, die Young Boys stoppten mit ihrem Titel die Basler Dominanz nach acht Jahren.

Im Mai beendete YB die acht Jahre währende FCB-Dominanz.
Foto: Sven Thomann

Die Handballer von Wacker Thun holten sich 2018 ihren zweiten Triumph nach 2013. Und Floorball Köniz sorgte dafür, dass wieder ein Berner Unihockey-Klub den Meistertitel gewinnt.

Auch die Königsklasse scheint in der Bundeshauptstadt heimisch. Ebenfalls in drei Sportarten können Berner Sportfans Spiele in der Champions League geniessen: im Fussball dank YB, im Hockey dank dem SCB und im Handball dank den Thunern, deren neue Halle in Gümligen nur fünf Kilometer Luftlinie vom Stade de Suisse sowie der PostFinance-Arena trennt.

Stark und schnell sind Berner auch. Mit Matthias Glarner (32) ist ein Berner der amtierende Schwingerkönig. Und ein «Berner Meitschi» ist die schnellste Schweizerin: Mujinga Kambundji (26), EM-Bronzegewinnerin über 100 m von 2016, hält den Landesrekord über 100 und 60 Meter. (ndn)

Die Berner Dominanz in den 70ern

Schlusstabelle 1975/76
1. Langnau, 2. Biel, 3. Bern, 4. La Chaux-de-Fonds, 5. Sierre, 6. Ambri, 7. Kloten, 8. Villars.

Schlusstabelle 1976/77
1. Bern, 2. Langnau, 3. Biel, 4. La Chaux-de-Fonds, 5. Kloten, 6. Sierre, 7. Ambri, 8. Zug.

Schlusstabelle 1977/78
1. Biel, 2. Langnau, 3. Bern, 4. Kloten, 5. Arosa, 6. La Chaux-de-Fonds, 7. Sierre, 8. Ambri.

Schlusstabelle 1978/79
1. Bern, 2. Biel, 3. Langnau, 4. Kloten, 5. Lausanne, 6. Arosa, 7. La Chaux-de-Fonds, 8. Sierre.

Schlusstabelle 1975/76
1. Langnau, 2. Biel, 3. Bern, 4. La Chaux-de-Fonds, 5. Sierre, 6. Ambri, 7. Kloten, 8. Villars.

Schlusstabelle 1976/77
1. Bern, 2. Langnau, 3. Biel, 4. La Chaux-de-Fonds, 5. Kloten, 6. Sierre, 7. Ambri, 8. Zug.

Schlusstabelle 1977/78
1. Biel, 2. Langnau, 3. Bern, 4. Kloten, 5. Arosa, 6. La Chaux-de-Fonds, 7. Sierre, 8. Ambri.

Schlusstabelle 1978/79
1. Bern, 2. Biel, 3. Langnau, 4. Kloten, 5. Lausanne, 6. Arosa, 7. La Chaux-de-Fonds, 8. Sierre.

Die Tabelle

 SpieleTorverhältnisPunkte
1. Biel1140:2124
2. Bern1029:1420
3. ZSC Lions919:1618
4. SCL Tigers1028:1718
5. Zug1030:2518
6. Fribourg1125:2518
7. Servette1121:2617
8. Ambri1028:2816
9. Lugano926:2512
10. Lausanne1122:3010
11. Davos1019:379
12. Lakers109:323
Die nächsten Spiele der National League

Donnerstag, 15. November

  • 19.45 Uhr: Lugano – Servette

Freitag, 16. November

  • 19.45 Uhr:  Bern – Ambri
  • 19.45 Uhr:  Davos – Lausanne
  • 19.45 Uhr: Servette – Zug
  • 19.45 Uhr: SCRJ Lakers – Biel
  • 19.45 Uhr: Tigers – Lugano

Samstag, 17. November

  • 19.45 Uhr: Ambri – ZSC Lions
  • 19.45 Uhr: Biel – Davos
  • 19.45 Uhr: Fribourg – Tigers
  • 19.45 Uhr: Zug – SCRJ Lakers

Donnerstag, 15. November

  • 19.45 Uhr: Lugano – Servette

Freitag, 16. November

  • 19.45 Uhr:  Bern – Ambri
  • 19.45 Uhr:  Davos – Lausanne
  • 19.45 Uhr: Servette – Zug
  • 19.45 Uhr: SCRJ Lakers – Biel
  • 19.45 Uhr: Tigers – Lugano

Samstag, 17. November

  • 19.45 Uhr: Ambri – ZSC Lions
  • 19.45 Uhr: Biel – Davos
  • 19.45 Uhr: Fribourg – Tigers
  • 19.45 Uhr: Zug – SCRJ Lakers
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