«Hugh Quennec hat der Lizenzkommission schriftlich und verbindlich zugesichert, sich zeitnah aus dem Aktionariat der HC Lausanne SA zurückzuziehen.»
Das ist der Wortlaut der Medienmitteilung, die von der National League verbreitet wurde.
Zeitnah. Ein dehnbarer Begriff. Klar ist damit nur, dass Quennec geht. Aber reicht das den Lausanne-Verwaltungsräten, die dem Kanadier eine Deadline (die vom 31. Januar bis zum 4. Februar verlängert wurde) gesetzt hatten?
Ende Dezember ging der VR an die Öffentlichkeit, um Druck auf Quennec zu machen, damit dieser seine Aktienmehrheit an interessierte Investoren verkauft. Damit wurde bestätigt, was in der Westschweiz schon länger als Gerücht kursierte: Quennec ist nicht nur Präsident von Servette, sondern auch Mehrheitsaktionär beim HC Lausanne.
Ein Zustand, den die auch Liga nicht hinnehmen wollte. Es drohten Proteste anderer Klubs, mögliche Punktabzüge für Servette und Lausanne und vor allem weitere Gewaltakte, so wie am 22. Dezember nach dem Derby in Lausanne, als Schwachköpfe den Genfer Mannschaftsbus mit Steinen bewarfen.
Quennec wurde von der Lizenzkommission vorgeladen. Im Verborgenen halten kann er seine Beteiligung seit dem 1. Januar 2016 nicht mehr, weil der entsprechende Passus im Obligationenrecht (OR) angepasst wurde: Für Investoren mit einem Aktienanteil von mehr als 25 Prozent besteht nun Deklarationspflicht gegenüber der Geschäftsleitung.
Lausanne-CEO und VR-Mitglied Sacha Weibel verrät gegenüber BLICK, was der Verwaltungsrat unter der Mediation des Waadtländer Kantonsrats Philippe Leuba mit Hugh Quennec vereinbart hat. «Uns wurde zugesichert, dass Quennec seine Aktien bis am 17. Februar verkaufen wird. Geschieht das, werden wir die Geschäfte weiter führen. Natürlich unter der Bedingung, dass die neuen Besitzer damit einverstanden sind.»
Die Sache ist also – zumindest für den VR des HC Lausanne – noch nicht ganz ausgestanden. Geht Quennec nicht fristgerecht, wird der VR wie angedroht geschlossen zurücktreten. Möglicherweise platzt dann auch der Deal mit den Investoren.
Mit den 8 bis 10 Millionen Franken der interessierten Investoren kann der Klub die Gastrorechte für das neue Stadion (soll 2019 stehen) erwerben und so direkt von den Wurst- und Bierverkäufen profitieren. Ein Geschäftsmodell wie beim SC Bern. Und die neue Lebensader des Waadtländer Klubs.
Das Geld fliesst aber nur, wenn die Investoren im Gegenzug mit Anteilen am Klub entschädigt werden können. Quennec wollte diesen Besitz- und Machtverlust bisher verhindern.
Das nächste Derby zwischen Servette und Lausanne findet am 5. Februar in Genf statt. Was schon jetzt feststeht: Es wird ein Hochrisiko-Anlass.