Blick über die Bande
Darum stürzt Lugano ab

Vom 3:0 zum 3:8 – in Lugano zeigen sich Zerfallserscheinungen. Warum? Blick.ch nennt die Gründe.
Publiziert: 30.11.2016 um 10:48 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 09:30 Uhr
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Der HC Lugano befindet sich in der Krise.
Foto: KEY
Dino Kessler

Nach den Niederlagen in Langnau und gegen den EVZ wird Lugano in Kloten mit der Höchststrafe verabschiedet: 3:8 nach 3:0.

Nur ein Spiel wie eine Achterbahnfahrt? Nein. Dieses Spiel war quasi ein Konzentrat der gesamten Saison.

Die Gründe.

Die Verletzten Das sind Durchhalteparolen. Von den verletzten Verteidigern fehlen tatsächlich nur Ulmer und Furrer. Wilson wird vom nicht mehr erwünschten Sondell vertreten, fehlt also nur virtuell. Vauclair hat das Rüstzeug für die NLA nicht mehr. Warum bekam Sondell in Lugano nie eine reelle Chance? Beim EVZ war er letzte Saison der Strippenzieher im Aufbauspiel. Ein strukturiertes Aufbauspiel hätte Lugano allerdings nötiger als vieles andere.

Taktik Verletzte Verteidiger gibt es bei anderen Teams auch. Und Abwehren ist keine Frage des Talents, sondern der taktischen Disziplin (siehe Heinz Ehlers). Eine narrensichere Defensive zu installieren, ist Aufgabe des Trainers. Im Angriff werden die Stars in gewohnter Manier belastet bis zur Schmerzgrenze, statt das vorhandene Potenzial gleichmässig auf vier Linien zu verteilen. Klasen steht beispielsweise bei Powerplays regelmässig zwei Minuten auf dem Eis.

Philosophie Unter Patrick Fischer setzte man auf talentierte Schweden. Dann kam Shedden, mit ihm der unberechenbare Lapierre und schliesslich der durchschnittliche Verteidiger Wilson. Lugano hat keine Identität, die unabhängig vom Trainer durchgezogen wird. Warum? Weil Sportchef Habisreutinger (seit 2009) keine Entscheidungsgewalt besitzt. Er ist nur ein Meldeläufer. Wie das? Hätte er die absolute sportliche Entscheidungsgewalt inne, hätte er auch Verantwortung zu tragen. In jedem anderen Klub wäre er mit diesem Leistungsausweis längst entlassen worden. Die Macht hat in Lugano die Präsidentin Vicky Mantegazza. Wirtschaftlich ist sie ein Segen, sportlich ein unhaltbarer Zustand. Frau Mantegazza führt den Klub wie ein Anhänger aus der Kurve das tun würde: Unter dem Eindruck der Emotionen. Solange professionelle sportliche Strukturen fehlen, kann auch keine Leistungskultur entstehen.

Kerngruppe Absolut verrottet. Statt endlich alte Zöpfe abzuschneiden, werden Spieler mit  Verdiensten aus der Vergangenheit ausgehalten, bis sie nicht mehr können. Und dann gibt es noch einen Dreijahresvertrag obendrauf.

Die Konsequenz Der Trainer wird gehen müssen, die tatsächlichen Probleme werden übersehen oder ignoriert. Dann ist Lugano zurück im gleichen Teufelskreis, der die Südtessiner schon von 2006 bis 2015 gefangen hielt.

Die Lösung Professionelle Strukturen. Ein handlungsfähiger, verantwortlicher Sportchef, der eine Identität schafft und entsprechend den Prinizipien der Leistungskultur handelt.

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