Berichte von der sportlichen Basis fernab des Profigeschäfts beginnen gerne mit rührseligen Szenen. Ein Wind, der sanft über irgendwelche Hügel streift. Herzblut, Idealismus, echte Liebe, ein einsamer Grillstand, kein Kommerz. Der EHC Frauenfeld operiert mit einem Budget von rund 400000 Franken, dabei ist alles inbegriffen, auch die Nachwuchsbewegung. Für dieses Geld bekommt man in der National League einen Verteidiger, auf den man sich nicht verlassen kann. Und schon ist man doch wieder beim Profigeschäft, aber man ist ja auch nur in Frauenfeld, weil das Profigeschäft gerade ruhen muss, Sie wissen schon.
In der Finalserie der 1.-Liga-Ostgruppe empfängt der EHC Frauenfeld an diesem Donnerstagabend den EHC Wetzikon. Es geht um den Einzug in den Final der 1. Liga und somit um den Aufstieg in die MySports-League, dieser überregionalen Stufe zwischen der 1. Liga und der Swiss League, der früheren NLB. Fit für den Aufstieg sind sie beide. Frauenfeld möchte sich eine Liga höher platzieren, um besser für eine Zusammenarbeit mit dem Swiss-League-Klub HC Thurgau gerüstet zu sein. Die MySports League ist ein Sammelbecken der besten Klubs des Amateurbereichs – für den EHC Wetzikon ist das die Motivation für den Aufstieg. Man möchte den Fans und den Spielern attraktivere Gegner bieten, die 1. Liga blutet seit der Existenz der MySports-League mehr und mehr aus.
Personalien-Angaben vor Eintritt
Nur 412 Zuschauer erscheinen an diesem Abend in Frauenfeld, 950 Tickets hat der EHC maximal zum Verkauf ausgeschrieben. Eintritt erhält nur, wer zuvor ein Formular ausfüllt und seine Personalien angibt und mit seiner Unterschrift bestätigt, dass er in den vorhergehenden 14 Tagen nicht aus einer der Covid-19-betroffenen Gegenden angereist ist. Das hat vielleicht einige abgeschreckt. Die Klubs haben in der vergangenen Woche eifrig kommuniziert und kooperiert, Probleme schweissen manchmal auch zusammen, die Solidarität ist gross. Der EHC Wetzikon lässt die Partien dieser «Best-of-five»-Serie per Videostream übertragen.
Die Kunsteisbahn Frauenfeld ist keine moderne Arena, aber sie ist genau das, was man von ihr erwartet: praktisch. Eine Tribüne mit grünen Klappsitzen, Stehplätze für die Fans auf den Stirnseiten. Es wird auf beiden Seiten getrommelt, mal da, dann wieder dort. Die Schiedsrichter werden mit Schmährufen empfangen, hat man als National-League-Beobachter auch schon länger nicht mehr gehört.
Sprüche über Corona und den Reporter
Der Präsident des EHC Frauenfeld heisst Michael Hinder, im normalen Leben ist er Viehändler. Für den Nebenjob als Präsident eines 1.-Liga-Klubs braucht er: Herzblut, Idealismus, echte Liebe und auch etwas Sinn für Kommerz. Sein Verein verliert das Spiel gegen Wetzikon 2:3. Die Torschützen für Frauenfeld heissen Haldenstein und Schläppi, für die Zürcher Oberländer treffen Meier, Buchmüller und Eggimann. Das Ergebnis wird diskutiert, man habe das Spiel aus der Hand gegeben, heisst es. Und es werden ein paar flapsige Sprüche über das Coronavirus und über den Reporter gemacht, der jetzt da ist, jetzt, wo das grosse Geschäft ruhen muss. In einer Ecke der Halle ist die «Götterstube», da bietet der EHC etwas Gastronomie, der Erlös fliesst in die Vereinskasse. Würste sind im Angebot, das Bier kommt von Schützengarten. In der anderen Ecke gibt es Käseschnitten. Sehr leckere Käseschnitten.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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