Es steht 2:1 für die Schweiz im Viertelfinal, als die Schlusssekunden laufen. Die Kanadier, die bereits zwei Minuten vor Schluss ihren Torhüter durch einen sechsten Feldspieler ersetzen, machen wie schon den ganzen dritten Abschnitt Druck. Ein Befreiungsschlag von Captain Raphael Diaz verpasst das verlassene Tor nur knapp. Die Uhr tickt weiter runter.
15 Sekunden vor Schluss schafft es Gaëtan Haas nicht, den Puck aus der Abwehrzone zu befördern. Die Kanadier kommen noch einmal zum Schuss. Simon Moser blockt. Noch ein Schuss. Moser versucht noch erneut, seinen Körper in die Schussbahn zu kriegen. Doch irgendwie kommt der letzte Puck an vier Schweizern vorbei aufs Tor. Und kullert vier Zehntelsekunden vor Schluss über die Linie.
Hischier: «Es ist sehr, sehr bitter»
Die Kanadier verhindern in extremis die dritte WM-Niederlage in Folge gegen die Schweiz und holen sich in der Verlängerung durch Mark Stone den Sieg. Die Schweizer haben ihnen alles abverlangt. Doch das ist kein Trost. Das sieht man in den wässrigen und traurigen Augen der Spieler. «Es ist sehr, sehr bitter», sagt Hischier. «Wir haben alle für einander gekämpft und uns nicht selbst geschlagen. Das macht es so bitter.»
«Es ist sehr schade, konnten wir es nicht bis zum Schluss durchziehen. An dieser WM gab es Lichtblicke und Schatten. Wir müssen jetzt auch nicht alles dem Pech zuschreiben, es ist nicht so, dass wir immer die beste Leistung gezeigt haben», sagt der starke Meistergoalie Genoni, der mit Abstand am nüchternsten wirkt. «Beim 2:2 blockt Simon Moser den ersten Schuss sehr gut, der zweite kommt durch und rutscht mir irgendwie unter dem Arm durch und ich komme dann nicht mehr rechtzeitig zurück.»
Josi: «Ich bin stolz auf die Mannschaft»
Moser spricht davon, dass «vielleicht das Glück vom letzten Jahr» aufgebraucht gewesen sei. «Im Moment überwiegt der Frust, aber ich bin stolz, Teil einer so talentierten und hungrigen Mannschaft zu sein.» 2018 in Dänemark hatten die Schweizer die Siege gegen Finnland und Kanada (jeweils 3:2) über die Zeit gebracht. Diesmal fehlt nur ein letzter Herzschlag.
«Das ist die bitterste Niederlage, die ich je erlebt habe», sagt Captain Raphael Diaz auf SRF. «Es kommt mir irgendwie vor wie bei der versteckten Kamera! Am Schluss so den Ausgleich zu kassieren, ist extrem bitter. Was willst Du da machen… da geht es um Hundertstelsekunden! Das ist ja wie beim Skifahren!»
«Ich bin stolz auf die Mannschaft, wir sind immer unseren Weg gegangen. Ganz zum Schluss hat es halt nicht ganz gereicht», sagt NHL-Star Roman Josi. «Wir hatten natürlich gehofft, dass die Zeit schon abgelaufen war, aber als dies nicht der Fall war, ist es uns trotzdem gelungen im Moment zu bleiben.»
«Da stehst du mit 99 Prozent deines Körpers im Halbfinal…»
Wehmut liegt bei Patrick Fischer in der Stimme. «Was mich am meisten juckt, ist das wir uns mit dieser Niederlage von Raeto Raffainer verabschieden müssen», sagt der Nati-Coach. «Ich möchte mich fürs Vertrauen bei ihm bedanken.» Der Nati-Direktor, der den Zuger Trainer im Dezember 2015 geholt hatte, wechselt als Sportchef zum HC Davos.
Fischer schüttelt den Kopf. «Da stehst du mit 99 Prozent deines Körpers im Halbfinal. Und es kommt anders.» Doch Fischer wäre nicht Fischer, wenn er nicht schon wieder voraus blicken würde. «Wir freuen uns schon auf die Heim-WM im nächsten Jahr.»
Vom 10. bis 26. Mai wird in der Slowakei um nichts Geringeres als um den WM-Titel geknebelt. Was reisst die Nati? Und was die anderen Favoriten? In unserem WM-Ticker verpassen Sie kein Spiel!
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