Junge Spieler, die sonst kaum zum Zug kommen und versauern würden, verleihen die NL-Klubs oft. Das ist sinnvoll.
Zu extrem viel Spielpraxis kommt so Verteidiger Tim Grossniklaus: Er spielt an drei Tagen in Folge! Am Freitag in der Swiss League mit Kloten in Sierre, am Samstag mit den SCL Tigers in Lugano (über 16 Minuten Eiszeit) und am Sonntag wieder mit den Fliegern gegen La Chaux-de-Fonds, als er die Partie mit seinem zweiten Tor in der Overtime entscheidet.
Grossniklaus freuts
Der 24-Jährige, der eine Wohnung in Langnau und ein Studio in Kloten hat, kehrt um 2.30 Uhr aus dem Wallis zurück und übernachtet in Kloten. Am Samstag fährt er mit dem Auto ins Emmental und reist mit den Tigers nach Lugano. Um 2 Uhr ist er zurück in Langnau. Nach ein paar Stunden Schlaf geht es wieder nach Kloten, wo das Spiel um 15.45 Uhr beginnt.
«Das habe ich so noch nie erlebt», sagt Grossniklaus. «Es war aussergewöhnlich. Doch die Vorfreude auf die Spiele war enorm. Das machte die Strapazen wett. Nach dem dritten Match war ich ziemlich kaputt. Ich bekam von Kloten am Montag frei und war froh, ausschlafen zu können.»
Auch innerhalb der National League werden vermehrt Spieler verliehen. So könnte Raeto Raffainer eigentlich beim HC Davos die Firma «Rent-a-player» gründen. Nach Tino Kessler (23, zu Biel) und Chris Egli (23, zu Ambri) hat der HCD-Sportchef nun mit Dario Meyer (22, zu Zug) noch einen dritten Spieler bis Weihnachten bei einem anderen NL-Klub parkiert. Dazu wurde Center Gian-Marco Wetter (19), der nur bei den Ticino Rockets zum Einsatz kam, gestern fix zu den Lakers transferiert.
«Es geht ums Wohl der Spieler»
«Wir haben keinen einzigen verletzten Stürmer. Das ist eine Luxus-Situation», erklärt Raffainer. Ein Geschäftsmodell ist das Verleihen für den HCD allerdings nicht. «Wir verdienen nichts dabei. Es geht uns um das Wohl und die Entwicklung der Spieler.» Die Stürmer sollen nicht einfach in der Swiss League bei den Ticino Rockets versauern. Für Kessler und Meyer, deren Verträge auslaufen, ist es auch eine Chance, sich anderorts zu empfehlen.
Gegen den HCD dürfen Kessler, Egli und Meyer nicht eingesetzt werden. Sie könnten bei Bedarf jederzeit zurückbeordert und wichtig werden, wenn sich beim HCD die Spiele (und Verletzungen) anhäufen.
Speziell ist auch die Situation von Lakers-Ersatzkeeper Noël Bader (23). Er kommt im Hinblick auf die Junioren-WM, wenn Genoni-Ersatzmann Luca Hollenstein fehlen wird, schon bei Zugs Farmteam EVZ Academy in der Swiss League zu Einsätzen. Bei einem seiner drei Auftritte im Rappi-Tor gewann er ausgerechnet gegen … Zug.
Die Lakers sind auch dick im Leihgeschäft: Aus Genf holte man Eliot Antonietti und Juraj Simek, während Andri Spiller bis Mitte Januar an den SC Bern ausgeliehen wurde. Beim Meister sass er zuletzt aber auch nur unter der Wolldecke.