Ein Kind am Arm und eines im Bauch
Nicola und ihre zwei Weihnachtsmänner

Olympiasiegerin Nicola Spirig holt mit ihrer Familie im Wald den Christbaum.
Publiziert: 23.12.2016 um 23:47 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:52 Uhr
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Papa Reto und Yannis sägen das Tännchen.
Foto: Benjamin Soland
Carl Schönenberger (Text) und Benjamin Soland (Fotos)

Chumm Yannis, jetzt müend mer üs warm alegge. Mer gönd in Wald go s Bäumli hole.» Zu Hause bei Triathlon-Olympiasiegerin Nicola Spirig (34) und ihrem Ehemann Reto Hug (41) herrscht aufgeregte Weihnachtsstimmung. Der dreieinhalbjährige Sohn Yannis hüpft von einem Bein aufs andere.

Warm eingepackt fährt das Trio zu einem Waldstück bei Bülach, wo Reto für seine Familie schon vor Tagen eine kleine Tanne ausgesucht hat. Zusammen mit seinem Papa setzt Yannis die Säge an und schneidet das leicht mit Schnee überpuderte Bäumchen voller Stolz ab. Mami Nicola hält die junge Tanne an der Spitze fest.

Und dann gehts zurück nach Hause, wo Yannis im Garten die ersten Kugeln an die dünnen Tann-Äste hängen darf. Weihnachts-Idylle wie in anderen Familien auch. Bloss: Eine Krippe unter dem Weihnachtsbaum, in die sie ein Christkind legen können, brauchen die Spirigs in diesem Jahr nicht. Nicola trägt es sorgsam in ihrem Schoss – Ende Mai wird die Olympia-Queen von 2012 in London und Silber-Gewinnerin von 2016 in Rio zum zweiten Mal Mami.

Wohl der Grund dafür, dass der sportliche Stress rund um die diesjährigen Weihnachtstage in der Familie etwas weniger gross ist als auch schon. Spitzensport und Familie, diese Kombination begleitet Spirig jetzt schon seit Jahren.

«Ich trainiere zwar auch während der Schwangerschaft noch regelmässig», sagt Nicola. «Aber ohne strikten Plan und viel weniger intensiv als vorher.» Dann schmunzelt sie: Brett Sutton, ihr als knallhart bekannter australischer Trainer, habe ihr eben in einem Mail geschrieben, sie solle im Training nicht mehr zu viel machen. «Dabei habe ich ja Erfahrung von meiner ersten Schwangerschaft», sagt Nicola. Sie höre extrem genau auf ihren Körper. «Das heranwachsende Leben hat höchste Priorität. Ich mache nichts, was das Baby gefährden könnte.»

Nebenan am grossen Stubentisch spielt Reto mit Yannis. Vor allem Ehemann Reto – 2000 in Sydney selbst Olympia-Achter im Triathlon – spielt in Spirigs sportlicher Erfolgsstory eine ganz zentrale Rolle. «Ich bin Reto extrem dankbar», sagt sie. «Ohne seine Unterstützung wäre meine Karriere gar nicht möglich.»

Sie erinnert sich an ihre erste Begegnung. «Es war an der Triathlon-EM 1999 in Madeira. Reto wurde Europameister bei der Elite, ich bei den Juniorinnen. Ich habe bewundernd zu ihm hinaufgeschaut. Er hat bei der Siegerehrung stolz die Schweizer Hymne mitgesungen, ich konnte das nicht.» 14 Jahre später hat das Triathlon-Paar geheiratet.

Nicolas Augen beginnen zu glänzen. Sie erzählt von ihren Gold-Spielen 2012 in London. «Für Reto waren diese Spiele das letzte grosse sportliche Ziel. Durch unglückliche Umstände hat sich Reto nicht qualifiziert. Sein Traum ist geplatzt. Doch statt aus persönlicher Enttäuschung abzutauchen, ist er mit mir nach London geflogen und hat mich unterstützt. Dafür bin ich ihm ewig dankbar.»

Das Thema Sport ist auch in der Weihnachtszeit präsent. Bei Yannis eher weniger. Er möchte lieber weiter den Baum schmücken.

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