Elena Stern (26, Curling)
Eigentlich hätten Elena Stern und ihr Team des CC Oberwallis schon 2020 so richtig durchstarten sollen. An der SM qualifizierten sie sich souverän für die WM. Es sollte ihre Premiere werden. Und das ausgerechnet im Mutterland des Curlings, in Kanada. Anfang März flogen sie deshalb nach Vancouver und bereiteten sich dort mit einem Trainingscamp auf die WM vor. Als sie wenige Tage später an den WM-Austragungsort Prince George fliegen wollten, kam die Hiobsbotschaft. «Wir hatten schon eingecheckt, als wegen Corona die Absage kam», erinnert sich Stern, «das war für uns schon ein sehr trauriger Moment».
Nichts war es mit der WM-Premiere für Stern. Das Gute für sie: Mit 26 ist sie für einen Skip noch jung. Silvana Tirinzoni, Binia Feltscher und Mirjam Ott waren bei ihren WM-Titeln gegen 40 Jahre alt. Doch ob Stern 2021 an der Heim-WM in Schaffhausen teilnehmen und so Verpasstes nachholen darf, ist noch offen. Sie müssen sich von neuem qualifizieren, haben aber einen leichten Startvorteil.
Werden sie Anfang Februar in Arlesheim BL nicht Schweizermeisterinnen, kriegen sie eine zweite Chance und dürften an den Trials in Biel BE gegen den neuen Meister um das WM-Ticket spielen.
Soweit die Theorie, in der Praxis ist in diesen Corona-Zeiten aber nichts sicher. Das mussten auch die Zürcherin und ihr Team erfahren. Fast alle internationalen Turniere wurden abgesagt. Deshalb wird zurzeit vor allem trainiert. Und auch das ist nicht immer ganz einfach, weil viele Hallen geschlossen sind.
Trotzdem blickt Stern positiv aufs 2021. «Wir dürfen uns nicht verrückt machen. Wir trainieren ganz normal weiter, als ob nichts wäre.» Und was, wenn die WM wieder abgesagt werden sollte? «Daran verschwende ich keine Sekunde. Bis mir etwas anderes gesagt wird, glaube ich fest daran, dass die WM stattfinden wird.»
Gino Mäder (23, Rad)
Können Sie sich noch an den letzten Schweizer Sieger einer grossen Rundfahrt erinnern? Wenn nicht, müssen Sie sich nicht grämen. Sage und schreibe 23 Jahre ist es her, als Alex Zülle die Vuelta 1997 gewann. Der St. Galler ist mittlerweile 52 Jahre alt und wartet noch immer auf einen Nachfolger.
Doch es gibt einen Silberstreifen am Horizont: Gino Mäder (23) bringt alle Anlagen mit, um eines Tages eine Grand Tour zu gewinnen. «Am liebsten den Giro», sagt er überraschenderweise. «Der Giro ist vom Profil her noch schwieriger als die Tour de France. Dazu im Frühling, wenn das Wetter launisch ist. Wenn ich mir einen Erfolg wünschen dürfte, wäre es diesen.» Zuletzt wurde der Oberaargauer Vierter bei der Nachwuchswertung der Vuelta 2019. «Ich konnte viel lernen. Und mein Körper liess mich nicht hängen», bilanzierte er happy.
Selina Egloff (19, Ski)
«Meine Eltern sind Flachländer – Mami aus Basel, Papi aus Luzern», sagt Selina Egloff. Ein Problem war das aber nicht. Denn: Erstens waren Egloffs Eltern Skilehrer und zweitens wuchs sie in Scuol GR auf. Die Skipisten hatte die kleine Selina also vor der Haustüre, mit zwei Jahren stand sie erstmals auf Ski. Mit erst 16 Jahren war sie dann bereits Bündner Meisterin in allen Ski-Disziplinen. «Aber jetzt fahre ich nur Slalom und Riesenslalom. Ich bin ein Angsthase, wenn es zu schnell wird», sagt sie schmunzelnd.
Im letzten Winter schnupperte Egloff bereits zweimal Weltcupluft, ohne dabei zu punkten. Ihr Talent ist dennoch offensichtlich, nur körperlich muss sie noch zulegen. In diesem Winter will sich die Technikerin im Europacup etablieren. Ein gutes Vorbild hat sie längst. «Ich bewundere Mikaela Shiffrin seit jeher», so Egloff.
Jeffrey von der Schulenburg (18, Tennis)
Bei den letzten Australian Open war der heute 18-jährige Jeffrey von der Schulenburg als bester Schweizer Junior vor Stricker und Riedi im Tableau gesetzt. Elf Monate später ist er hinter seine Kollegen gerutscht, gehört als Nummer 16 im weltweiten ITF-Ranking aber zu den vielversprechenden Nachwuchs-Athleten, die es fortan bei den Grossen versuchen. Gekrönt hat er seine Junioren-Karriere mit dem diesjährigen U18-Schweizermeister-Titel.
Der junge Mann aus Küsnacht an der Zürcher Goldküste, der mit Privatcoach Roman Vögeli mehrheitlich in Winterthur trainiert, gilt als hartnäckige Kämpfernatur mit guter Intuition und Spielverständnis. Wenn auch seine Schwankungen noch etwas zu gross sind. Aber das könnte sich im harten, ersten Jahr unter den Profis, wo an Future- und Challenger-Turnieren so viel wie möglich um ATP-Punkte gespielt werden sollte, durchaus ändern.
Je nach Corona-Situation schliesst Jeffrey, der neben dem Schweizer auch den US-Pass besitzt, nicht aus, sich wie sein älterer Bruder Henry beim College-Tennis in Nordamerika auf seine Profi-Karriere vorzubereiten.
Svenja Fölmli (18, Fussball)
Sie hat alles, um die nächste Lara Dickenmann oder die nächste Ramona Bachmann zu werden. Svenja Fölmli ist das grösste Stürmer-Versprechen im Schweizer Frauenfussball. Die Sempacherin spielt schon mit 16 Jahren in der U19-Nati und mit 17 erstmals in der A-Nati. Schon im zweiten Länderspiel trifft sie erstmals. Noch schneller ist sie in der NLA: Beim Liga-Debüt für den FC Luzern schiesst Fölmli zwei Tore.
FCL-Trainer Glenn Meier und Nati-Coach Nils Nielsen sind sich einig: Hier wächst eine Ausnahmetalent heran. Schon mit 10 Jahren träumt die Zentralschweizerin davon, Fussballprofi zu werden. Nächsten Sommer, nach dem Abschluss ihrer KV-Ausbildung, dürfte es soweit sein – Klubs aus dem Ausland stehen schon Schlange.
Valerio Grond (20, Langlauf)
«Ich komme aus Davos Monstein, genauso wie das beste Bier», sagt Valerio Grond (20). Gut möglich, dass das kleine Dorf oberhalb Davos nicht nur hervorragendes Gebräu hervorbringt, sondern bald auch einmal den besten Schweizer Langläufer. Denn Grond ist ein Versprechen.
Mit WM-Silber und -Bronze bei den Junioren im Gepäck gab er im Dezember sein Weltcup-Debüt in Davos. Im Sprint stürmte er in den Final, wurde Sechster. In Dresden folgte ein 19. Platz. Wieder Punkte und die Bestätigung. Ein fulminanter Karriere-Start. «Ich liebe die Kämpfe Mann gegen Mann», erklärt Grond seine Sprint-Stärke. Doch für die Zukunft plant er eher in Richtung Allrounder zu gehen, wenn er sich im Sprint etabliert hat.
Das ideale Vorbild dafür hat Grond in Dario Cologna. Die gemeinsamen Trainings mit ihm vor dem Heim-Weltcup hat er regelrecht aufgesaugt. «Das war eine riesige Motivation. Ich konnte viel abschauen, was er so macht und mich verbessern.» Die Perspektiven sind hervorragend. Zumal der 20-Jährige in diesem Jahr, nachdem er das Sport-Gymnasium in Davos abgeschlossen hat, die Spitzensportler-RS absolvieren wird.
Julian Von Moos (19, Fussball)
«Sensationell» habe sich dieser Junge entwickelt, schwärmt Ciriaco Sforza (50) im Herbst, als er auf Julian Von Moos angesprochen wird. Der Trainer hat soeben beim FC Basel unterschrieben. Er kommt vom FC Wil, also von jenem Challenge-League-Klub, zu dem auch Von Moos für ein halbes Jahr ausgeliehen war. Schon in der Ostschweiz setzt Sforza voll auf den jungen, schnellen Stürmer, der das Vertrauen mit sieben Treffern und drei Assists in 13 Partien zurückzahlt.
Jetzt sind die beiden zusammen beim FCB. Und auch da lässt Sforza den 19-jährigen Linksfuss aus Salmsach TG, für den die Basler an GC 1,5 Mio. Franken überwiesen, regelmässig laufen. «Der Trainer hat mir Selbstvertrauen gegeben», sagt Von Moos. Münzt er dieses nun in weitere Top-Auftritte um, kann 2021 sein Jahr werden.
Niklas Hartweg (20, Biathlon)
«Kei Ziet» – so heisst sein neuester Track. Keine Zeit umschreibt sein Leben ziemlich genau, denn der 20-Jährige hat einiges um die Ohren. Unter dem Künstlernamen Nik Perry arbeitet er als Musiker, Stil Trap-Hip-Hop. Und unter seinem richtigen Namen Niklas Hartweg will er die Biathlon-Welt erobern.
Dass aus Hartweg eine Biathlon-Hoffnung werden könnte, war nicht vorhersehbar. In Deutschland geboren zog er als Vierjähriger mit seinen Eltern nach London. Dort versuchte er sich als Fussballer, Schwimmer und Triathlet. «Mein Traum war es schon damals, irgendwo gut zu sein», erinnert er sich heute.
Doch erst als die Eltern drei Jahre später in die Schweiz auswanderten, wurde aus Niklas ein Wintersportler. «Ich habe mir damals immer die Biathlon-Wettkämpfe angeschaut und war fasziniert von der Atmosphäre. Von den Zweikämpfen in der Loipe, der Ruhe am Schiessstand und den enthusiastischen Fans.»
Heute zählt Hartweg zu den grössten Schweizer Biathlon-Hoffnungen. In der letzten Saison gewann er die Gesamtwertung im Junior-Cup. Zu Beginn dieser Saison durfte er erstmals Weltcup-Luft schnuppern. Sein Fernziel? Ganz klar die Biathlon-WM 2025 in seinem Wohnort, auf der Lenzerheide.
Und welche Ambitionen hegt er mit der Musik? «Es ist zurzeit eher ein Hobby und ein perfekter Ausgleich zum Sport. Mache ich Musik, kann ich mich perfekt ablenken und bin mit dem Kopf ganz weit weg vom Sport. Aber ich will auch mit meiner Musik Erfolg haben.»
Anthony Racioppi (21, Fussball)
Bereits mit elf wechselt er in den Nachwuchs von Lyon, um seinen Profifussballer-Traum zu verfolgen! Jetzt, zehn Jahre später, ist Anthony Racioppi dort, wo er schon immer sein wollte: Er spielt auf höchstem Niveau. Und zwar nicht irgendwo. Sondern in der Ligue 1. Acht Partien hat der Genfer für Dijon schon absolviert, seit dem zehnten Spieltag steht er ununterbrochen im Kasten. Dabei sieht es zu Beginn der Saison noch anders aus: Da ist er noch dritter Goalie bei Lyon – und weit weg vom Durchbruch.
«Doch schon da hat er mir immer wieder gesagt: Warte, ich schaffe das schon noch!», erzählt Mauro Lustrinelli, Racioppis Coach in der U21-Nati. Und tatsächlich: Der 1,89 m grosse Torhüter hat es gepackt. Der Anfang sei gemacht, freut sich Lustrinelli: «Er ist ein Arbeiter, technisch stark und jederzeit in der Lage, Big Saves auszupacken. Er darf mehr Ambitionen haben, als nur Stammgoalie in der U21-Nati zu sein!»
Lars Rösti (22, Ski alpin)
Lars Rösti ist der jüngste Abfahrer im Weltcup-Kader von Swiss Ski. Der Junioren-Weltmeister von 2019 ist in St. Stephan im oberen Simmental in einer Jodler-Familie gross geworden. Röstis Steif-Onkel ist der renommierte Komponist und Dirigent Ueli Moor.
Nach der letzten Lauberhorn-Abfahrt hat Lars selber einen kräftigen «Juchzer» von sich gegeben. Bei seiner Premiere auf der längsten Abfahrt der Welt gewann der gelernte Schreiner als 26. Weltcup-Punkte. Und seine Trainer glauben daran, dass Lars in diesem Jahr im Weltcup erstmals die Top Ten knacken wird.
Zwei Tage nach dem Lauberhorn wird unsere jüngste Abfahrts-Hoffnung auf jeden Fall Grund zum Feiern haben: Lars Rösti wird am 19. Januar 23 Jahre alt.
Michael Wiget (22, Schwingen)
Mit dem Sieg über König Kilian Wenger am Berner Oberländischen, der Schlussgang-Qualifikation auf dem Weissenstein und dem Kranz-Gewinn am Eidgenössischen in Zug sind dem Berner Michael Wiget im Sommer 2019 einige besondere Würfe geglückt. In den letzten vier Wochen musste der 22-Jährige aber ziemlich unten durch. «Ich hatte teilweise sehr heftigen Husten und hohes Fieber. Meine Corona-Tests waren zwar negativ, mein Arzt ist sich trotzdem sicher, dass ich an diesem Virus erkrankt bin.»
Jetzt fühlt sich der Jura-Student aber wieder topfit. Und übernächste Woche wird er die Spitzensportler-RS in Magglingen fortsetzen. Weil er dort unter der Anleitung von Schwingerkönig Matthias Glarner Ausdauer und Kraft trainieren wird, dürfen Sie darauf wetten, dass Wiget nach der Rekrutenschule noch «böser» sein wird.
Bryan Balsiger (23, Reiten)
In der Weltrangliste, die von Steve Guerdat angeführt wird, ist Bryan Balsiger bereits der fünftbeste Schweizer auf Platz 79. Der Aufstieg des Neuenburgers begann, als er 2017 die Goldmedaille holte an der EM der Jungen Reiter. Ein Jahr später feierte er mit erst 21 Jahren seinen ersten Schweizermeister-Titel und debütierte in Barcelona mit dem Elite-Kader im Nationenpreis. Highlights gab es für den Springreiter auch 2019 mit der ersten Teilnahme am bedeutungsvollen CHIO Aachen. Zudem gewann Balsiger bei seinem erst zweiten Weltcup-Start das Springen in Oslo.
Der Beritt des Romands hat sich in den letzten zwei Jahren nochmals verbessert, seine Toppferde sind Twentytwo des Biches und Clouzot de Lassus. Der 23-Jährige ist die Zukunftshoffnung des Schweizer Springreit-Sports, der durchaus das Potenzial hat, dass man ihn auch für die verschobenen Olympischen Spiele 2021 in Tokio in Betracht zieht. Das wäre die Krönung für seinen Durchbruch. Balsiger, auch Schweizermeister 2020, reitet immer konstanter und kann sich international weiter etablieren.
Lisa Mamié (22, Schwimmen)
Der Platz in der Trophäenvitrine dürfte langsam knapp werden bei Mamié. An den Schweizer Kurzbahn-Meisterschaften holte die Zürcher Schwimmerin im November sieben Mal Gold. Es war die Krönung eines Jahres, in dem sie zu Beginn wegen Corona auf dem Trockenen sass, das Zimmer ihrer Schwester zum Fitnessraum umfunktionierte und im Sommer in Rom über 50 m, 100 m und 200 m Brust innert dreier Tage drei Schweizer Rekorde brach.
Innert kürzester Zeit ist die Linguistik-Studentin in Sphären vorgestossen, die die Schwimm-Schweiz hoffen lassen: Eine Final-Quali bei Olympia ist für Mamié möglich. Auch wenn es im Trophäenschrank dann noch ein bisschen enger wird.
Simon Ehammer (20, Leichtathletik)
Wie ein Meteorit schlug Ehammer im Sommer in der Schweizer Elite-Leichtathletik ein. Der Zehnkämpfer liess in seinen ersten Wettkämpfen bei den Erwachsenen von Anfang an fast alle hinter sich, die sich vor ihm in der Disziplin versucht hatten. 13 mickrige Punkte fehlten ihm in seiner ersten Saison zum Schweizer Rekord, in der Jahresweltbestenliste landete er auf Platz 2.
Ach, und Spezialdisziplinen kann er auch. Im Weitsprung ist er schon jetzt die Nummer 2 der Schweizer Leichtathletik-Geschichte, über 110 m Hürden die Nummer 4. Die Experten sind sich einig: Ehammer hat das Zeug, schon bald ganz weit vorne zu landen. «Das Ziel ist Olympia», sagt er offiziell. «Dafür investiere ich alles.» Wer den Ostschweizer kennt, weiss: Der will nicht nach Tokio, um dann einfach nur dabei gewesen zu sein.
William Reais (21, Leichtathletik)
Reais machte grosse Augen. Im September sprintete der Bündner an den Schweizer Meisterschaften über 200 m in die Weltspitze. Seine 20,24 Sekunden bedeuten Platz 7 in der Jahresweltbestenliste der Corona-Saison. «Ich war selber überrascht», sagt Reais. Aber dabei soll es nicht bleiben. «Es ist mein Ziel, die 20-Sekunden-Marke zu knacken», sagt er.
«Ich traue ihm mittelfristig sehr viel zu», so Trainer Flavio Zberg über seinen Schützling, der innert Sekundenbruchteilen vom lustigen Spassmacher zum fokussierten Spitzenathleten switchen kann. «Es wäre vermessen, zu sagen, das sei nicht möglich. Und wenn du unter 20 Sekunden läufst, dann ist die Tür offen für vieles.» Zum Beispiel in Richtung absolute Weltspitze. Dafür setzt Reais alles auf eine Karte: Seinen Job bei der Bank hat er gekündigt, er setzt ab Januar voll auf den Profisport. Das Potenzial hat er längst bewiesen. Jetzt muss er sich einfach selber wieder überraschen.
Ditaji Kambundji (18, Leichtathletik)
«Ich bin schon immer noch die kleine Schwester», sagt Ditaji Kambundji (18), die jüngste Schwester von WM-Bronze-Sprinterin Mujinga Kambundji (29). Aber die Berner Leichtathletin, die Freunde und Familie «Didi» rufen, macht sich gerade einen eigenen Namen. Im Spätsommer wurde sie plötzlich richtig schnell, kratzte über 100 m Hürden an der 13-Sekunden-Grenze. Für ihr Alter eine bärenstarke Marke.
Bei einem Muskelleistungs-Diagnostik- Test in Magglingen übertraf sie sämtliche Erwartungen. Das Potenzial ist immens. «Sie hat die gleiche Gabe wie Mujinga», sagt Coach Adrian Rothenbühler, der beide Kambundji-Schwestern trainiert. Während es bei vielen Athletinnen Schritt für Schritt vorangeht, macht es bei ihr einfach ‘Bämm’ und dann ist da ein Sprung. Man weiss einfach nie, wann genau er kommt. Aber sehr oft kommt er auf den Punkt, an Grossanlässen.»
Kommt in den nächsten Monaten wieder einer, sind nicht nur Spitzenplätze an der Junioren-EM drin, sondern sogar das Ticket zu den Olympischen Spielen. «Klar hat man solche Gedanken manchmal», sagt Kambundji. «Aber ich konzentriere mich zuerst auf meine anderen Ziele.» Japanisch hat sie also noch nicht gelernt? «Nein», lacht sie. «Aber es wäre cool, wenn ich es könnte. So oder so.» Vorderhand widmet sie sich auf der Sprach-Lern-App auf dem Handy aber noch dem Spanischen. «Irgendwann einmal ein Gespräch führen können, ohne gross nach Worten suchen zu müssen, wäre das Ziel.»
Vielleicht kann sie ja zwischendurch ein paar Brocken Estnisch einstreuen – in Tallinn soll 2021 die Nachwuchs-EM stattfinden. Und da ist eine Medaille definitiv das Ziel.
Tim Rellstab (19, Handball)
Sein Papa Beat Rellstab machte in den 90er-Jahren 85 Länderspiele und wurde mit GC zwei Mal Meister. Nun ist Tim Rellstab drauf und dran, in die Fussstapfen des Vaters zu treten. Gegen Italien gibt er zwischen Weihnachten und Neujahr sein Nati-Debüt und erzielt gleich sein erstes Tor. Langfristig könnte Rellstab junior mit Lenny Rubin unser Duo auf der Königsposition im linken Rückraum bilden.
Dabei ist der Zürcher erst am Anfang seiner Entwicklung: Wegen eines späten Wachstumsschubs hinkt beim 84 Kilo schweren 2-Meter-Mann die Athletik der Körperlänge noch etwas hinterher. «Wenn er es auf 100 schafft, dann hat er alle Voraussetzungen, ein ganz dominanter Handballer zu werden», prophezeit Goran Perkovac, sein Klub-Trainer bei Kriens-Luzern, gegenüber der «Luzerner Zeitung».
Dominic Stricker (18, Tennis)
Golf, Tischtennis, Jassen oder Fischen – Dominic Strickers Leben ist ein Spiel. Dass er sich mit dem Tennis für die richtige Disziplin entschieden hat, beweist der Linkshänder spätestens mit seinem Sieg im Junioren-Final der French Open gegen Kumpel Leandro Riedi. Nun beginnt für den 18-Jährigen aus Grosshöchstetten BE mit dem Übertritt zu den Profis aber die Ochsentour: 2021 wird er sich die Plätze bei den Grossen über die Qualifikation und die eine oder andere Wildcard verdienen müssen.
Tipps darf sich Stricker bei einem seiner wenigen Schweizer Vorgänger als Junioren-Sieger bei Grand Slams abholen: Vor einem Jahr wurde er von Roger Federer zum Training nach Dubai eingeladen, wo er prompt einen Satz gegen den 20-fachen Major-Champion gewinnen konnte.
Simon Knak (18, Eishockey)
Wie für viele ist für Knak 2020 ganz anders als geplant verlaufen. Im Herbst 2019 verliess der athletisch starke Stürmer (1,86 m/88 kg) den EHC Kloten, um, wie einst Nino Niederreiter und Sven Bärtschi, bei den Portland Winterhawks in der nordamerikanischen Juniorenliga WHL die Türen zur NHL aufzustossen.
Doch der 18-Jährige, dem vor einem Jahr beste Draft-Chancen eingeräumt wurden, wurde im Herbst von allen NHL-Klubs übergangen. Ein arger Dämpfer für den Zürcher, der im Sommer mit NHL-Spielern wie Niederreiter trainieren konnte und nun diese Saison wegen Corona nicht in Portland, sondern beim HC Davos spielt. Auch schon länger als erwartet, da der WHL-Start bis auf weiteres verschoben wurde.
Knak ist neben Langnaus Tessiner Patrick Petrini und Ambri-Verteidiger Rocco Pezzullo (beide 19) der einzige U20-Spieler, der einen Stammplatz in der National League hat. Das sagt einiges über den Captain der U20-Nati, aber auch über unsere Liga aus, wo die Talente nach wie vor einen schweren Stand haben. Seinen NHL-Traum muss Knak jedenfalls noch nicht begraben.
Noah Meier (18, Eishockey)
Ursprünglich plante der Verteidiger, sein Glück in einer nordamerikanischen Juniorenliga zu suchen. Doch er entschied sich dann doch für den Verbleib in der Organisation der ZSC Lions, bei denen er letzte Saison zu seinen ersten drei NL-Einsätzen kam, und unterschrieb einen Profivertrag über drei Jahre.
Diese Saison spielte er bisher lediglich bei den GCK Lions in der Swiss League. Da der ZSC Routinier Johann Morant verpflichtete und Tim Berni noch nicht wie geplant nach Nordamerika wechselte, hatte es bisher noch keinen Platz für Meier im Team von Rikard Grönborg.
Doch es kann eigentlich nur eine Frage der Zeit sein, bis der sehr mobile, geschmeidige und konstruktive Verteidiger nach der Rückkehr von der U20-WM in Edmonton den Sprung schaffen wird. Verbesserungspotenzial hat der 77 Kilo schwere Zürcher vor allem in Sachen Kraft und Defensivarbeit.
Von jenen Schweizern, die im NHL-Draft 2021 erstmals gewählt werden können, werden dem 18-Jährigen die besten Chancen eingeräumt.
Fabian Rieder (18, Fussball)
Weil die YB-Stars Aebischer, Martins, Gaudino und Lauper verletzt sind, spielt unvermittelt ein 18-Jähriger gegen Servette: Fabian Rieder aus Bern und Koppigen BE. Frechdachs mit aktuell doppeltem Arbeitsort Wankdorf-Stadion. Als Fussballer und KV-Stift. Dabei hätte der Weg ursprünglich über eine Uni gehen sollen. Klein-Fabian geht ans Gymnasium. «Doch nach der 10. Klasse merkte er: «Ich hatte zu viele Absenzen, bis zu zehn Wochen. Irgendwann wurde reichte es einfach nicht mehr.» Nur fünf Tage nach seinem Debüt in Genf darf er gegen die AS Roma ran, holt rotzfrech einen Penalty heraus und sagt danach: «Also ich denke, das war sehr clever…»
Dabei hatte er kurz zuvor noch gestaunt, gegen Welt- und Europameister Pedro spielen zu dürfen. Typisch Rieder, diese Unverkrampftheit. Er redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Gespielt hat er seit dem Debüt am 17. Oktober regelmässig. 10-mal in der Super, 5-mal in der Europa League. Total gut 700 Minuten. Und 2021 will der U20-Internationale noch mehr Gas geben. Nicht nur, weil er frisch den Führerausweis hat.