Vom Tennis-Olymp in die Hölle auf Erden. Björn Borg hat diesen tiefen Fall erlebt und sich innerhalb weniger Jahre vom gefeierten Tennis-Superstar zu einem psychischen Wrack entwickelt. So jedenfalls schildert es die frühere Italo-Rockerin Loredana Berté (65), die von 1989 bis 1992 mit Borg verheiratet war.
In ihrer letzte Woche erschienenen Biografie «Traslocando» enthüllt die Italienerin schockierende Details aus der Zeit an der Seite von Borg. Ihr drastisches Resümee: «Er wurde zu einer Gefahr für die Gesellschaft.»
Betteln um Drogen
Das Bild, das Berté vom ehemals besten Tennisspieler der Welt zeichnet, ist voll von menschlichen Abgründen. So sei Borgs Drogenkonsum Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre ausgeartet. «Er hing unheilbar am Kokain», behauptet die Italienerin und beschreibt eine Episode aus den gemeinsamen Jahren: Bei einem gemeinsamen Aufenthalt in Mailand habe er «irgendwelche Passanten um Drogen angebettelt, ohne sich um seinen Ruf zu scheren».
Die Ehe der beiden, die sich 1988 auf Ibiza kennengelernt hatten, war demnach von Beginn an geprägt von den Exzessen des elffachen Grand-Slam-Siegers. Borg, von Tennisfans auf der ganzen Welt als «blonder Engel» verehrt und später zu Schwedens «Sportler des Jahrhunderts» gewählt, habe 1989 sogar einen Selbstmordversuch unternommen. «Er wurde gerettet, weil man seinen Magen auspumpte», berichtet Berté.
Ausserdem habe Borg ein Faible für «merkwürdige Spiele» gehabt. Einmal habe er sich eine Pistole in den Mund gesteckt, um Russisches Roulette zu spielen. Am Ende seien aber seine sexuellen Vorlieben und Beziehungen zu anderen der Grund für die Trennung im Jahr 1992 gewesen. «Ich hätte es viel früher tun sollen», so Berté: «Ich habe durch ihn Gefühle und Geld verloren. Denn bezahlt habe immer ich. Millionäre haben nie Geld in der Tasche.»
Bertés Buch ist nicht das erste, das den fünffachen Wimbledon-Sieger in ein schlechtes Licht stellt. Schon Borgs ehemaliger Freund und Geschäftspartner Lars Skarke beschrieb in der nicht autorisierten Biografie «Björn Borg – Winner Loses All» (Sieger verliert alles) die Abwege des früheren Ausnahmesportlers nach der Karriere. Auch dort ist von Drogenkonsum und Selbstmordgedanken die Rede, was Borg damals allerdings bestritt.
Pokale versteigert
Die finanziellen Probleme des heute 59-Jährigen wurden in den letzten Jahren immer wieder öffentlich. Zwischenzeitlich war von seinem einstmals auf umgerechnet 150 Millionen Franken geschätzten Vermögen wegen glücklosen Geschäftsunternehmen und horrenden Unterhaltszahlungen an mehrere Verflossene nicht viel übrig. Seine Trophäen hatte Borg vor einigen Jahren gar versteigert. Heute hat er unter anderem dank seinem Mode-Label wieder finanziell ausgesorgt.