Es ist eine dieser Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Geschichten. Philip «Phil» Douglas Taylor, arbeitete für 70 Pfund pro Tag in einer Fabrik im britischen Stoke-on-Trent. Abends und am Wochenende spielt er Darts im Pub. Dass der Engländer grosses Talent hat, ist schon damals unbestritten.
Das erkennt auch Eric Birstow, der zu dieser Zeit im Dartsport das Mass aller Dinge ist. Er will Taylor fördern und leiht im 10'000 Pfund. So schmeisst dieser seinen Job als Fabrikarbeiter und beginnt professioneller zu trainieren.
Als Neuling zum WM-Titel
Taylor gewinnt erste Turniere und kann sich nach gut zwei Jahren erstmals für eine WM qualifizieren. Bei seinem Debüt 1990 marschiert er als ungesetzter Spieler bis in den Final, wo er schliesslich seinen Mentor Bristow besiegt und bei seiner WM-Premiere gleich den ersten Titel einfährt.
Es ist der Auftakt zu einer unglaublichen Karriere. Insgesamt feiert «The Power» 15 weitere WM-Titel (!), gewinnt insgesamt 85 Major-Turniere. Bis heute hat Taylor über 7 Millionen Pfund an Preisgeld eingespielt, dazu kommen noch einiges an Sponsorengelder und Werbeeinahmen. Der ehemalige Fabrikarbeiter ist zum Multimillionär geworden – dank Darts.
Der Erfolg ist das Ergebnis harter Arbeit. Nach eigenen Angaben steht der 57-Jährige täglich acht Stunden vor der Darts-Scheibe und versucht mit den drei Pfeilen die teilweise nur acht Millimeter breiten Felder zu treffen.
Erfolge und Skandale
Doch der wohl beste Dartspieler aller Zeiten sorgt nicht nur für positive Schlagzeilen. 1999 wird er wegen sexueller Belästigung angeklagt, muss schliesslich 2000 Pfund zahlen. Auch wenn ihn alle seine Konkurrenten respektieren, befreundet ist er nur mit wenigen.
Anfang 2017 vermeldet Taylor, seine Karriere nach der WM beenden zu wollen. Der Aufwand sei ihm zu gross geworden, sagt er. Zudem vermisse er den Respekt der jungen Spieler. Die laufende WM ist also die letzte in der glorreichen Karriere des Phil Taylors. Inzwischen ist «The Power» nicht mehr ganz so erfolgreich, Taylor ist «nur» noch die Nummer 6 der Welt. Zu Beginn der WM wurde er höchstens als Mitfavorit gehandelt.
Ein WM-Final zum Abschluss
Doch der Altmeister hat es nochmals allen gezeigt. Nach Siegen gegen Gary Anderson (Sco) und Überraschungsmann Jamie Lewis (Wal) steht Taylor am 1. Januar tatsächlich noch einmal im WM-Final. Es ist das letzte Spiel seiner Profi-Karriere.
Mit dem Engländer Rob Cross wartet dort ein Geheimfavorit auf Taylor. Die aktuelle Nummer 20 der Welt hat im Halbfinal in einem dramatischen Spiel den niederländischen Weltranglistenersten Michael van Gerwen eliminiert. Seinen Gegner wird Taylor auf keinen Fall unterschätzen, obwohl es die erste WM-Teilnahme von Cross ist. Denn zu was ein WM-Neuling fähig ist, weiss Taylor selbst am besten. (law)