Der Erfurter Arzt Mark Schmidt ist Hauptangeklagter im grössten deutschen Doping-Prozess seit Jahren, hat bereits ein Geständnis abgelegt. Seit 2012 hatte er die Finger in Doping-Manipulationen, an denen mindestens 23 Athleten aus acht Ländern und fünf Sportarten beteiligt waren. Seit rund eineinhalb Jahren sitzt Doping-Arzt Schmidt in Untersuchungshaft – im schlimmsten Urteilsfall drohen ihm bis zu 15 Jahren Gefängnis.
Doch nun, mitten im 26 Verhandlungstage dauernden Prozess im Münchner Landgericht, spielt er sich als Wohltäter auf. Er will seine Spezialkühlschränke, in denen er das gedopte Blut seiner Sportler-Kundschaft eingefroren hatte, für die Lagerung eines künftigen Corona-Impfstoffes zur Verfügung stellen. Er habe gehört, dass diesbezüglich Engpässe erwartet würden. In seinen Gefrierschränken, die im Rahmen einer Razzia im Februar 2019 bei ihm sichergestellt worden waren, könnten zwischen 7500 und 10500 Proben eines Impfstoffes pro Schrank gelagert werden.
Der führende Kopf der «Operation Aderlass», der vorallem Winter- und Radsportler bei ihren Doping-Sünden betreut hat, wünscht sich zudem, dass die eingezogenen Kühlschränke in seiner Heimat Thüringen zum Einsatz kommen. Richterin Marion Tischler will versuchen, dem Wunsch nachzukommen.
Arzt beklagt untragbare Haft-Zustände
Schmidt versucht indes, seinen Auftritt vor Gericht weiter für gute Zwecke zu nutzen, indem er auf die untragbaren Zustände in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim aufmerksam macht. Er spricht von mehreren Vorfällen aus seiner Zeit in U-Haft, die er «als Mediziner nicht nachvollziehen» könne. Ob ihm sein offensichtlicher Einsatz als Wohltäter mildernde Umstände bringt? Das Urteil wird noch in diesem Jahr erwartet.