Innert wenigen Monaten vom Nobody zum Grossmeister? Die Geschichte von Schachspieler Igor Rausis (58) mutet wie ein Märchen an – zu schön, um wahr zu sein. Der heutige Grossmeister gewinnt in den vergangenen Wochen ein Turnier nach dem anderen, klettert im fortgeschrittenen Alter bis auf Platz 40 der Weltrangliste.
Der kometenhafte Aufstieg bleibt natürlich nicht unentdeckt. Bereits seit Wochen hegen andere Spieler Betrugsverdacht gegen Rausis. Ein solcher Aufstieg sei ohne Hilfsmittel gar nicht möglich, argumentieren seine Kontrahenten. Sie sollten Recht behalten.
Während einem Turnier im französischen Strassburg muss der lettisch-tschechische Grossmeister nämlich dringend auf die Toilette. Dabei hat er jedoch alles andere als sein Geschäft im Sinn. Kurz nach dem Toilettenbesuch ist die Veranstaltung für ihn nämlich zu Ende.
Der lettisch-tschechische Grossmeister wird auf frischer Tat beim Betrug ertappt. Ein Foto zeigt ihn mit einem Handy auf dem stillen Örtchen – im Schach ein schwerer Regelverstoss. Telefone sind während eines Turniers strengstens verboten, da sich ein Spieler mit entsprechender Technik einen Vorteil verschaffen kann.
«Einfach den Verstand verloren»
Seine Gegner sind froh über die Entdeckung. «Es ist unglaublich, dass er nicht früher aufgehalten wurde. Dass sich jemand in einem solchen Alter noch so sehr verbessern kann, ist einfach unrealistisch», meint Grossmeister Danny Gormally.
Und auch der Schach-Weltverband meint, dass sie in den vergangenen Monaten einen Spieler aufgrund seiner Statistik «sehr genau beobachtet» haben. Rausis' Namen wird dabei allerdings nicht erwähnt.
«Ich habe gestern einfach den Verstand verloren. Ich habe die Tatsache, dass ich mein Handy während der Partie benutze, durch eine schriftliche Erklärung bestätigt. Was kann ich sonst noch sagen?», erklärt sich Rausis gegenüber «Chess.com».
Am Ende hilft ihm alles nichts. Er wird vom weiteren Verlauf des Turniers ausgeschlossen, ausserdem hat er nun eine Untersuchung am Hals.
Rausis' Märchen ist damit wohl ohne Happy End vorbei.