Harter Schlag für den Amateur-Boxsport. Vielleicht sogar das K. o.? Der Traditions-Sportart mit ehemaligen Gold- Gewinnern wie Muhammad Ali, Wladimir Klitschko, George Foreman oder Joe Frazier droht der Rauswurf aus dem olympischen Programm. Der Grund: Mit Gafur Rachimow wurde ein mutmasslicher usbekischer Mafioso zum neuen Präsidenten des Amateurbox-Weltverbands Aiba gewählt.
Der 67-jährige Usbeke setzte sich bei der Wahl im Rahmen des Aiba-Kongresses in Moskau mit 86 der 134 gültigen Stimmen gegen seinen einzigen Kontrahenten Serik Konakbajew durch.
Dass der bisherige Interimspräsident die Macht beim olympischen Boxverband an sich reissen kann, überrascht nicht, kann aber folgenreich sein. Denn das Internationale Olympische Komitee IOC hat vor Rachimow gewarnt – und drohte mit dem Ausschluss des Boxens von den Spielen 2020 in Tokio, sollte er gewählt werden.
Es würde nicht überraschen, wenn das IOC Wort halten würde. Bei der IOC-Session Anfang Oktober in Buenos Aires war Rachimow Persona non grata.
Seine Akte liest sich wie ein Krimi. Das US-Finanzministerium bezeichnet ihn als einen der führenden Kriminellen Usbekistans. Es führt ihn seit 2012 auf einer Sanktionsliste von mutmasslichen Mafiapaten, wie «Spiegel online» schreibt. Seine (legalen) Geschäfte und Konten sind deshalb eingefroren.
Nie verurteilt
Rachimow soll in den Heroin-Handel verwickelt sein. Für Craig Murray, britischer Ex-Botschafter in Usbekistan, ist Rachimow einer der «wichtigsten Figuren im globalen Heroin-Handel». Er nennt ihn einen «gefährlichen Gangster».
Bei Olympia 2000 in Sidney wurde ihm die Einreise verweigert. Er sei eine «Gefahr für die Sicherheit des australischen Volkes», erklärte der damalige australische Premier John Howard.
Rachimow verweist darauf, nie verurteilt worden zu sein. Ausserdem habe er einige Verleumdungsklagen gewonnen. Interpol hatte ihn auf der Fahndungsliste, mittlerweile wurde er aber wieder von ihr gestrichen.
Eine Reaktion des IOC auf die Wahl Rachimows steht noch aus. (sme)