Was stimmt, was ist erfunden? In der Welt von Schwergewichts-Star Tyson Fury (31) ist das nicht immer so klar. Sicher ist bloss: Der Klitschko-Bezwinger ist der grösste Entertainer, den die Box-Welt derzeit zu bieten hat. Der Brite, der seinem Vater früher beim Verkaufen von Occasions-Autos half, hat noch in jedes Mikrofon etwas unterhaltsames gesagt, das ihm hingehalten wurde.
Vor dem Kampf gegen den Schweden Otto Wallin (28) in Las Vegas in der Nacht auf Sonntag (ca. 5 Uhr, MDR live) ist das nicht anders. Am Abend vor seinem Knüller-Duell mit Weltmeister Deontay Wilder (33) habe er ein paar grosse Bier getrunken, sagt er zu «Seconds Out». «Vier Pints» habe er gehabt, «hat mir nicht geschadet, oder?»
Gegen den schlagkräftigen WBC-Weltmeister zeigte Fury in der Tat einen grossen Kampf. Trotz zweier Niederschläge sahen ihn viele Experten am Ende vorne – die Punktrichter werteten den Fight als Remis.
Fury: «Ich bin ein 30-jähriger Mann, seit elf Jahren Profi, verheiratet, habe fünf Kinder, wenn ich ein paar verdammte Biere trinken will, dann trinke ich sie.» Sein Trainer sah die Sache zunächst nicht ganz so entspannt. «Er lügt nicht», sagt Ben Davison. «Ich habe ihn gefragt ‹Was zur Hölle ist hier los?› und er hat nur gemeint: ‹Die sind alkoholfrei.›» Waren sie nicht, wie Davison zwei Tage später herausfand.
Ob der 2,06-m-Riese auch gegen Wallin zum Glas greift? Vielleicht nicht die beste Idee, wenn man Furys bestens dokumentierte Alkohol- und Drogen-Geschichte im Hinterkopf hat. Möglich aber, dass sich sonst der eine oder andere den Kampf schöntrinken wird. Zu klar ist Fury zu favorisieren – auch wenn Wallin in 20 Fights unbesiegt ist. «Der Kampf ist so schlecht», sagt Eddie Hearn, Promoter von Rivale Anthony Joshua, zu «Fight Hype». «Die Veranstalter Top Rank und ESPN müssen am Kotzen sein. Das wird sich niemand anschauen.»
Sportlich betrachtet mag Hearn nicht völlig falsch liegen. Aber wenn Fury kämpft, ist mindestens die Show gut. Das wird auch gegen Wallin nicht anders sein.