Üble Beschimpfungen gegen Gjergjaj
Diese Prügel hat die Kobra nicht verdient

Arnold Gjergjaj bekommt nach seiner Niederlage gegen David Haye auch ausserhalb des Rings aufs Dach. Manche Fans gehen dabei viel zu weit. Ein Kommentar von Emanuel Gisi.
Publiziert: 23.05.2016 um 20:35 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 20:00 Uhr
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Chancenlos: Arnold Gjergjaj wird von David Haye früh auf die Bretter geschickt.
Foto: EQ Images
Emanuel Gisi

Nach den Prügeln von Haye hagelts für die Kobra jetzt Häme: Arnold «The Cobra» Gjergjaj (31), am Samstag in London gegen den Ex-Weltmeister übel unter die Räder gekommen, muss sich in den sozialen Medien als Fallobst bezeichnen lassen oder als Chilbi-Boxer.

Das ist der druckreife Teil der Beschimpfungen gegen den Schwergewichts-Profi. Dazu kommen rassistische Angriffe gegen den Schweizer mit Wurzeln im Kosovo.

Dass Gjergjaj es wagte, zur Schweizer Hymne mit albanischer Flagge in der O2-Arena einzulaufen: für manche Fans offenbar ein Aufreger.

Dass Gjergjaj eigentlich mit Schweizer Fahne einlaufen wollte und dieser Plan laut eigener Aussage vom Veranstalter kurzfristig geändert wurde, kümmert sie dabei nicht.

Und selbst wenn er sich bewusst für die Kombination von albanischer Flagge und Schweizer Hymne entschieden hätte. Wo ist das Problem?

Dass Gjergjaj, der bis zu seiner Flucht vor dem Krieg 14 Jahre im Kosovo lebte, zu dieser Region und diesen Menschen weiterhin einen Bezug hat, kann nicht erstaunen. Und ist auch überhaupt nicht ehrenrührig. Zumal Gjergjaj auf dem Balkan ebenfalls treue Anhänger hat.

Klar: Wer sich auf die grosse Bühne wagt und dann derart kläglich untergeht wie die Kobra am Samstag gegen den «Hayemaker», muss sich Fragen gefallen lassen. Und auch ein paar dumme Sprüche ertragen.

Aber genauso klar ist auch: Gjergjaj hat nicht gegen einen dahergelaufenen Boxer verloren. Haye war in zwei Gewichtsklassen Weltmeister und will es nach seiner Verletzungspause noch einmal werden. Er gilt als einer der explosivsten und schnellsten Schwergewichtler. Dass der Brite ernst macht, hat der Basler am Samstag nun schmerzhaft erfahren.

Gjergjaj ist am Samstag gescheitert. Das ist vor allem bitter für ihn, der acht Jahre lang auf einen grossen Kampf hingearbeitet hat. Ohne grosse Sponsoren, ohne prominente Förderer, ohne jemandem auf der Tasche zu liegen.

Ob er auf höchster Ebene noch einmal eine Chance bekommt, ist nach seinem Auftritt am Samstag ungewiss. Das tut weh.

Im Ring schlägt man nicht auf einen Boxer ein, der am Boden liegt. Vielleicht sollte sich der eine oder andere Fan daran erinnern.

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