Skandal-Boxer Fury über Alk, Koks und Depressionen
«Ich hoffe jeden Tag, dass ich sterbe»

Schwergewichts-Weltmeister Tyson Fury schockt die Boxwelt. In einem Interview spricht er über Selbstmordgedanken und Drogenprobleme.
Publiziert: 05.10.2016 um 10:09 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 17:04 Uhr
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Streitbare Persönlichkeit: Tyson Fury, Box-Weltmeister.
Foto: Getty
Emanuel Gisi

25 Fights, 25 Siege, 18 Knockouts. Der Mann kann kämpfen. Im November 2015 knöpft Tyson Fury (28) dem während mehr als zehn Jahren unbesiegten Serienweltmeister Wladimir Klitschko (40) dessen WM-Titel im Schwergewicht ab. Eine Sensation.

Keine zwölf Monate nach seinem Punktsieg in der Düsseldorfer Esprit-Arena scheint der Brite nun am Ende zu sein. «Ich bin manisch depressiv», sagt Fury dem Magazin «Rolling Stone» in einem erschütternden Interview. «Ich hoffe, jemand bringt mich um, bevor ich mich umbringe.»

Er kämpfe schon lange gegen seine Dämonen. «Im Moment sehe ich kein Licht am Ende des Tunnels. Ich will morgens nicht aufwachen. Ich hoffe jeden Tag, dass ich sterbe. Und das ist schlimm, wenn man drei Kinder und eine hübsche Frau hat, oder?»

Allein sein Glaube verbiete ihm, sich selbst das Leben zu nehmen. Fury gibt sich als strenggläubiger Christ.

Den Hauptgrund für seine psychischen Probleme sieht der 2,06-Meter-Mann im Rassismus, der ihm als Angehöriger der «Traveler», irischer Fahrender, entgegenschlage. «Statt mich dafür zu feiern, dass ich einen der grössten Boxer aller Zeiten geschlagen habe, hat man das Schlechte gesucht. Weil ich ein Traveler bin.»

Von den Boxverbänden werde er schikaniert, zu den unmöglichsten Tageszeiten zu Dopingproben aufgeboten.

Um damit umgehen zu können, betäube er sich mit Drogen. «Das Einzige, was mir hilft, ist, wenn ich mich bis zur Besinnungslosigkeit betrinke.»

Mehr noch, sagt der Mann, der nach seinem Titelgewinn durch frauen- und schwulenfeindliche Aussagen auffällt, im Sommer mit englischen Fans während der Fussball-EM feiert und eine Pressekonferenz mit Wladimir Klitschko schwänzt. «Ich habe eine Menge Kokain genommen.»

Zweimal innerhalb eines Jahres sagt der Brite die Revanche gegen Klitschko ab. Aus medizinischen Gründen, heisst es zunächst jeweils. Ehe bekannt wird, dass der 28-Jährige im Juni eine Dopingsperre kassiert hat und im September mit Kokain-Spuren im Urin erwischt wurde.

Aber der eigentliche Grund für seine Kampfpause liege in seinen Depressionen, sagt Fury. «Um ehrlich zu sein, ja. Ich habe viel getrunken, ich habe seit Monaten nicht mehr trainiert. Ich bin fett wie ein Schwein.»

Es ist das nächste traurige Kapitel in der Fury-Saga. Ob der Brite noch einmal zurückkommt? Anfang Woche verkündete er auf Twitter seinen Rücktritt, wenige Stunden später den Rücktritt davon.

Kämpfen mag er im Moment nicht. «Es ist mir egal. Sie haben gewonnen. Sie haben bekommen, was sie wollten.»

Heute müsste er dem Verband WBO eine medizinische Begründung vorlegen, warum er seinen Titel nicht verteidigen kann. Sonst dürfte ihm der Gürtel abgenommen werden. Aber der Mann hat im Moment andere Probleme.

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