Ja, wo Schwergewicht-Star Tyson Fury (31) auftritt, ist Show garantiert. Sein Fight in der Nacht auf Sonntag gegen den Schweden Otto Wallin war nicht gerade als Highlight des Jahres angekündigt. Trotzdem bringt der «Gypsy King» die Halle in Las Vegas zum Kochen.
Vor dem Kampf läuft Fury zu Ehren des mexikanischen Unabhängigkeits-Tages mit Sombrero und grün-weiss-roten Poncho zum Ring. Im Seilgeviert hat der aktuell grösste Entertainer der Box-Welt allerdings seine liebe Mühe.
Sein Gegner Wallin mag noch nicht die ganz grossen Gegner besiegt haben, ist in seinen 20 Profi-Kämpfen aber noch unbesiegt. Und der Schwede zeigt, was in ihm steckt. In der dritten von zwölf Runden fügt er Fury über dessen rechten Auge einen tiefen Cut zu.
Folge: Furys Gesicht blutüberströmt, immer wieder wird es in der Ringecke des Briten hektisch.
Immerhin: Sein Lager bringt die Verletzung schliesslich einigermassen unter Kontrolle.
Je länger der Kampf dauert, desto präziser und besser sind die Treffer des «Gypsy Kings». Schliesslich siegt Fury einstimmig nach Punkten (116:112, 117:111 und 118:110) und fügt Wallin dessen erste Profi-Pleite zu.
Showman Fury zeigt sich nach dem Kampf dann auch von seiner seriösen Seite: «Das war ein besonderes Wochenende. Otto Wallin ist ein grosser Schwede. Rest in Peace für seinen Vater.»
Der Papa des 28-Jährigen ist im Sommer überraschend verstorben. Und weiter: «Meinen Respekt für Wallin. Er war ein harter Typ. Sein Vater würde sehr stolz auf seinen Sohn sein.»
Jetzt schaut der Brite in die Zukunft. Im Februar 2020 solls zum grossen Duell gegen WBC-Weltmeister Deontay Wilder (33) kommen. Fury setzt schon mal eine erste Spitze ab: «Ich bin ein grosser Kämpfer, ich bin der Gypsy King. Viva Mexico. Ich bin der Lineal Champion. Deontay Wilder, du kannst mir nicht entkommen.»
Fragt sich, inwieweit sich Wilder nach diesem Auftritt beeindruckt zeigt. Andy Ruiz Jr. (30), Weltmeister der drei weiteren wichtigen Weltverbände, scheint nach Furys Auftritt in Las Vegas zumindest nicht gerade der Angstschweiss auf die Stirn getreten zu sein. «Keine Chance, dass er mich mit einer Hand hinter dem Rücken schlägt», twitterte der mexikanischstämmige Kalifornier. Das aber hatte der grossmäulige Brite zuletzt angekündigt.
Auf weitere grosse Töne muss er zunächst verzichten – und die Fans werden um das heimliche Highlight jedes Fury-Fights gebracht: Statt die offizielle Pressekonferenz bestreiten zu dürfen, wird der 31-Jährige unverzüglich ins nächste Spital geschickt, um seinen Cut verarzten zu lassen.