Viviane Obenauf, das boxende Mami vom Brienzersee, strahlt. Das tut sie fast immer, aber jetzt ziert Genugtuung ihr Lachen. «Ich bin mega mega glücklich. Endlich habe ich das geschafft.» Sie hat am Abend zuvor ihren grössten sportlichen Erfolg errungen.
In Cardiff, der Hauptstadt von Wales, schlug sie vor 20 000 Fans in der Ice Arena die in Grossbritannien hoch gehandelte Natasha Jonas (34) – die Liverpoolerin, die alle «Miss GB» nennen. Obenauf reiste ohne ihren Haupttrainer Gabor Veto an, der in den Ferien weilt und machte kurzen Prozess.
Gegnerin dreimal am Boden
Keine vier Runden dauerte der Kampf. In der ersten schaute Obenauf genau hin, studierte ihre Gegnerin. In der zweiten ging sie mutig in die Offensive. In der dritten setzte sie fulminant nach, schlug Jonas zweimal auf die Bretter. Nur die Pause rettete die Britin.
In der vierten, dasselbe Bild. Wieder musste Jonas nach einer brutalen Rechten zu Boden. Obenauf liess der Tapferen jetzt keinen Ausweg mehr. Nach einem Hagel an harten Schlägen und brillanten Treffern warf die Jonas-Ecke das Handtuch. Der Ringrichter sprang sofort dazwischen, brach den Fight ab.
Obenauf schrie ihre Freude in die Halle, die Fans applaudierten respektvoll zurück. Dann kamen die Tränen. Der ganze Druck, die ganze Freude musste raus. Ein hochemotionales Ende eines grossartigen Auftritts.
6000 Euro, der verdiente Lohn
Die Schweiz-Brasilianerin besitzt nun den internationalen Super-Federgewichts-Titel der WBA. Was der bedeutet? Zumindest eine wichtige Referenz für weitere Kämpfe im Ausland – in England sicher, vielleicht auch mal in Deutschland. Die WBA ist einer der vier relevanten Boxverbände. Und erstmals gabs für Obenauf sogar etwas Kohle. Rund 6000 Euro bleiben der Kämpferin nach diesem Sieg.
Und sie hat ihre Visitenkarte hinterlegt. So wie bereits bei den Kämpfen gegen Weltmeisterin Katie Taylor und Shooting-Star Chantelle Cameron, die sie zwar beide verlor, aber wo sie den boxverrückten Briten zeigte, welch grosses Kämpferherz und Potenzial sie hat. Nach dem Coup gegen Jonas scheint die Karriere der 31-Jährigen nun richtig lanciert.