Schluss mit nackter Haut im Ring
Berner Boxing Day schmeisst Nummern-Girls raus

Wo geboxt wird, gibts halbnackte Nummern-Girls. Bis jetzt. Ein Berner Veranstalter hat keine Lust mehr auf die alte Boxtradition. Und schafft die leichtbekleideten Frauen ab.
Publiziert: 20.12.2019 um 16:45 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2019 um 17:44 Uhr
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Beim Boxing Day sind die Nummerngirls Geschichte.
Emanuel Gisi

Sie gehören zum Boxen wie die Faust aufs Auge: die Nummerngirls. Kein Kampf, wo nicht eine leicht bekleidete Frau zwischen den Runden mit einer Tafel über dem Kopf durch den Ring schreitet. Offiziell, um den nächsten Durchgang anzukündigen. Und natürlich zum Amüsement des weitgehend männlichen Publikums.

So war das immer schon. Bis jetzt. Ein Schweizer Promoter hat keine Lust mehr auf nackte Haut – und schafft die Girls kurzerhand ab. Beim traditionsreichen Boxing Day im Berner Kursaal wird es am 26. Dezember keine Nummerngirls zu sehen geben. «Als grösster Schweizer Boxveranstalter wollen wir soziale Verantwortung übernehmen. Dazu gehört auch, Gepflogenheiten des Boxsports trotz ihrer Tradition in Frage zu stellen», sagt Leander Strupler, Chef des Veranstalters Swissproboxing. «Das Nummerngirl zum Beispiel.»

Radikaler Bruch

Und so gibts bei der 50. Ausgabe des Boxing Days erstmals keine Nummerngirls. Ein radikaler Bruch mit der Box-Tradition. «Show-Elemente gehören natürlich dazu. Diskriminierung ist für uns aber inakzeptabel. So wollen wir auch Sexismus keinen Rahmen bieten. Das kann beim Nummerngirl jedoch nicht ausgeschlossen werden.

Da mit den heutigen technischen Möglichkeiten die funktionale Notwendigkeit der Nummerngirls entfällt, werden wir ab sofort darauf verzichten.» Heisst: Es gibt weiterhin die Ansage durch den Ringsprecher, dazu wird die Rundenzahl auf der Grossleinwand und Bildschirmen eingeblendet.

«Das wird sicher zu reden geben», sagt Strupler. «Mir ist klar, dass es alteingesessene Fans geben wird, die das daneben finden. Aber ich hoffe schon auch auf positive Reaktionen.»

WM-Fight als Inspiration

Bleibt die Frage: Woher der Sinneswandel? Strupler veranstaltet schliesslich schon seit Jahren Boxkämpfe, hat dabei immer mit Nummerngirls gearbeitet. «Ich habe bisher einfach nie gross darüber nachgedacht. Das war immer so, darum haben auch wir es so gemacht. Auch wenn ich manchmal gefragt wurde, ob das noch zeitgemäss sei.»

Den Ausschlag gab schliesslich der WM-Fight zwischen Anthony Joshua und Andy Ruiz Jr. in Saudi-Arabien. Da fehlten die Nummerngirls auch – nicht wegen der Gleichstellung, sondern weil man die prüden Saudis nicht erschrecken wollte. «Mir hat deswegen aber nichts gefehlt», sagt Strupler. Soll noch einer sagen, der ethisch fragwürdige Wüsten-Fight im Ölstaat könne keine Veränderung bewirken.

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