Für ein Cover-Shooting eines Fitnessmagazins wird Andy Ruiz Jr. (29) in diesem Leben wohl nicht mehr gebucht werden. Aber das hat der «kleine, dicke Junge», wie er sich selber beschreibt, gar nicht nötig: Seit der Nacht auf Sonntag schreibt er auch ohne Traum-Körper die fetten Schlagzeilen.
Im New Yorker Madison Square Garden sorgt der aus Mexiko stammende Kalifornier für die grösste Überraschung der jüngeren Box-Geschichte, als er im WM-Kampf Schwergewichts-Champion Anthony Joshua (29) ausknockt.
Der kleine, dicke Junge macht alles kaputt. Die schönen Pläne der Promoter, die «Big 3» mit Joshua, Tyson Fury und Deontay Wilder später, irgendwann, zum höchstmöglichen Preis gegeneinander antreten zu lassen, sind geplatzt.
Denn nun ist der 121,6 kg schwere Ruiz Weltmeister in drei der vier wichtigen Weltverbände. Der Snickers-Liebhaber, der seinen Kampfnamen «The Destroyer» (der Zerstörer) nicht wegen seiner Fäuste bekam, sondern weil er als Kind so ungeschickt war, dass neue Spielsachen nach wenigen Tagen wieder kaputt waren.
Schon als 12-Jähriger gegen Männer geboxt
«Weil ich so ein moppeliges Kind war, musste ich immer gegen die älteren Jungs kämpfen», sagt er. Schon mit zwölf liess man ihn gegen Männer boxen, weil es in seiner Gewichtsklasse keine Kinder mehr gab.
Doch es war nicht alles eitel Sonnenschein im Leben des Andy Ruiz: Zwei gute Freunde starben beide an den Folgen eines Boxkampfes. Fast hätte er aufgehört. «Aber ich denke, es sind meine grossen mexikanischen Eier. Ich bin dafür einfach gemacht.»
Es sieht ganz danach aus. Die Chancen stehen gut, dass dank dem kleinen, dicken Jungen nun Bewegung ins Schwergewichts-Boxen kommt. Jeder wird dem Überraschungs-Champion die Gürtel wieder abjagen wollen. Als erstes die Chance bekommen wird wohl Joshua, der eine Rückkampf-Klausel im Vertrag hat.