Natürlich liegen bei diesem Ergebnis die Scherze auf der Hand. Arbeiten Sie nur noch Teilzeit, Rico Giger? Der Profiboxer aus dem Thurgau lacht am Telefon und entgegnet: «Für Überzeit werde ich eben nicht bezahlt!»
Rico «Ramba» Giger (34), der Express-Boxer. Ganze zwölf Sekunden dauert sein Halbschwergwichtskampf am letzten Wochenende in Frenkendorf BL gegen Oszkar Osztafi (32, Un). Mit dem ersten ernsthaften Schlag ist schon Schluss. «Eigentlich waren es ja sogar weniger als zwölf Sekunden», sagt Giger, denn die Uhr lief bereits, als die Ringrichterin den Kampf freigab. Und einen Wimpernschlag dauerte es zudem, bis die Kampfleiterin auf K.o. entschied und der ganze Spuk effektiv vorüber war.
Nun wartet ein Titelkampf im November
Der Kult-Kampfsportler mit dem Schwyzerörgeli-Auftritt jeweils vor seinen Kämpfen schrammt damit am Weltrekord für den schnellsten K.o.-Schlag vorbei. Diese Statistik wird zumindest für WM-Kämpfe im Profiboxen geführt. Zolani Tete (35) beendete 2017 seinen Kampf um den WBO-Titel sogar in elf Sekunden.
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Bei Giger und seinem ungarischen Gegner gings noch nicht um einen Titel, aber um die Quali. «Jetzt kann ich Ende November in Zürich um einen Gürtel boxen», sagt der frühere K1-Weltmeister, der vor zwei Jahren zum Profiboxen wechselte und seither alle sechs Kämpfe gewonnen hat.
Über den jüngsten Express-Sieg sagt er: «Es war auch etwas schade, denn weitere Erfahrung sammeln konnte ich so ja nicht.» Dennoch ist Giger froh, den Abend abhaken, diese Woche mit Tochter Leyla (3) Geburtstag feiern und sich erholen zu können.
Giger kämpfte mit verletzter Schlaghand
Denn der frühere Trash-TV-Star («Bachelorette») ging lädiert in den Ring. In der rechten Schulter laboriert er an einer Schleimbeutelentzündung. Und zwei Wochen vor dem Fight krachte auf seine linke Schlaghand eine Tischplatte, als «Ramba» einem Kollegen beim Umzug half. «Weil ich danach weitertrainierte, konnte es nicht richtig verheilen», schildert er. «Für den Kampf habe ich Kortison spritzen lassen.»
Doch welche Rolle spielt beim Zwölf-Sekunden-Auftritt die Qualität des Gegners? Offenbar habe dieser eben erst vom Kickboxen zum Boxen gewechselt und sei nur zum Zug gekommen, als eine ganz Reihe anderer Gegner nicht realisierbar waren.
Fakt ist: Giger spielt an diesem Abend vor dem Kampf länger auf seinem Schwyzerörgeli, als er danach im Ring steht!