Er ist 22 und er hat grosse Pläne: Ramadan Hiseni will Weltmeister werden. «Die Weltspitze ist das Ziel», sagt der Schweizer Mittelgewichts-Boxer aus Volketswil zu BLICK. «Zu hundert Prozent.» Das ist leicht gesagt. Aber Hiseni weiss immerhin schon, was es dafür braucht. «Ich meine das ernst, mache keine halben Sachen. Ich ordne diesem Ziel alles unter.»
Das heisst für den Sohn kosovarischer Einwanderer zum Beispiel auch: Seine Lehre als Logistiker hat er abgebrochen. «Meine Eltern haben das gefasst aufgenommen, sie unterstützen mich», sagt er. «Auch wenn sie wie meine beiden älteren Brüder mit Boxen bis dahin eigentlich nichts am Hut hatten.»
Verantwortlich für Hisenis Box-Leidenschaft: Schwergewichts-Legende Muhammad Ali. «Als ich zum ersten Mal einen Kampf von ihm gesehen habe, wusste ich: Das will ich auch machen!»
Und im Gegensatz manchem Kumpel, der vor sechs Jahren mit ihm anfing, bringt er Biss mit. «Klar kann ich nicht in den Ausgang wie die Kollegen, ich muss auf meine Ernährung achten. Aber das ist für mich keine Entbehrung. Das gehört für mich dazu, ich will das.»
Weltmeister am Sonntag?
Zuletzt verbrachte Hiseni drei Wochen in den USA, weg von Familien und Freunden, um sich in Las Vegas im Boxklub von Superstar Floyd Mayweather und bei Top-Trainer Freddie Roach in Los Angeles auf seinen nächsten Fight vorzubereiten. Der steigt am Sonntag gegen den Malteser Christian Schembri, es geht immerhin um den Junioren-WBC-Weltmeistertitel. Nach elf Siegen in elf Profi-Fights geht es erstmals um einen Gürtel. Es wäre ein kleiner Titel, ein nächster kleiner Schritt nach vorne.
Fragt sich: Wie gross ist Hisenis Potenzial tatsächlich? Hat er das Zeug, um es ganz nach vorne zu schaffen? Oder bleibt er einer von vielen, die sich als Weltmeister sehen, bevor sie überhaupt einen ernstzunehmenden Gegner vor die Fäuste bekommen haben? Als bodenständigen, leidenschaftlichen Arbeiter sieht ihn seine Managerin Hani Gürtner, nicht als Träumer.
In den USA sei das Feedback gut gewesen. «Ich musste mich in den Sparrings beweisen», sagt der Zürcher. «Die haben da nicht auf einen 22-Jährigen aus der Schweiz gewartet. Da habe ich aber auch gesehen, dass ich mithalten kann.»
«Ich bin ein technischer Boxer»
Woran er noch arbeiten muss: An der K.o.-Quote. In seinen elf Profi-Kämpfen siegte er erst viermal vorzeitig. «Ich bin ein technischer Boxer», sagt er dazu. «Ich suche die Knockouts nicht. Die werden von alleine kommen.» Geht am Sonntag beim Fight in Glattbrugg alles gut, dürfte im Herbst ein grösserer Kampf anstehen für Hiseni.
Davor geht es noch einmal nach Nordamerika. «Ich werde wohl wieder zu Mayweather gehen», sagt er. «Ich habe dort extrem profitiert, gerade, was die Defensivarbeit angeht.»
Ob er in der Gambler-Stadt sein Glück versuchen wird? Beim ersten Besuch kam es nicht so weit. «In den drei Wochen zuletzt hatte ich weder Zeit noch Geld zum Zocken im Casino. Vielleicht ja beim nächsten Mal.» Schliesslich geht es um einen anderen Jackpot, den Hiseni im Auge hat.