Arnold Gjergjaj beweist Klasse. «Ich habe das Gefühl, mehr für den Kampf gemacht zu haben», sagt der Schweizer Schwergewichts-Profi am Samstag am Telefon aus Istanbul zu BLICK. Es geht um das Punktrichterurteil in seinem EM-Fight gegen Umut Camkiran. «Ich will niemanden in die Pfanne hauen. Bei uns in der Schweiz wäre das Urteil wahrscheinlich zu meinen Gunsten ausgefallen. Aber ich muss den Kampf zuerst genau analysieren.»
«Um in Istanbul nach Punkten zu siegen, hätte Arnold deutlicher dominieren müssen»
Es ist eine enge Kiste am Karfreitag-Abend in Istanbul: Der Fight zwischen Arnold «The Cobra» Gjergjaj und dem 30-jährigen Deutsch-Türken Camkiran um den EBU-Titel des besten Nicht-EU-Boxers geht über die vollen zwölf Runden.
Am Ende entscheiden die Punktrichter einstimmig: Punktsieg für Camkiran, der auch im 12. Fight unbesiegt bleibt! 115:113, 115:113 und 118:110 entscheiden die drei Juroren. Die Kobra geht leer aus. Wie so oft fällt der Entscheid in einem knappen Kampf für den Heim-Boxer.
Ein getürktes Ergebnis? Eine Frage, die mindestens mit Blick auf die 118:110-Wertung von Punktrichter Iko Bebic (De) gestattet sein muss.
«In einem solchen Kampf in der Türkei musst du durch Knockout gewinnen, dann gibt es keine Diskussionen», sagt Andreas Anderegg, als Präsident von Swiss Boxing in Istanbul vor Ort, zu BLICK. «Um in Istanbul nach Punkten zu siegen, hätte Arnold deutlicher dominieren müssen. So kippt es auf den Punktzetteln im Zweifel auf die Seite von Camkiran. Es ist ein vertretbares Urteil, sicher kein Fehlurteil. Auch wenn einer der Punktrichter meiner Meinung nach einen anderen Kampf gesehen hat.»
«Camkiran hat es clever gemacht»
Gjergjajs Trainer Beat Ruckli nach der dritten Niederlage seines Schützlings im 35. Profi-Kampf: «Ich habe viel Gutes von Arnold gesehen. Der Gegner war stark, es war ein ausgeglichener Kampf. Er hat einfach ein paar Akzente zu wenig gesetzt. Camkiran hat es clever gemacht: Er kam immer zum Ende der Runde noch einmal mit vollem Druck. Das hat die Punktrichter mit Sicherheit beeindruckt.»
Auch Anderegg stellt Gjergjaj ein gutes Zeugnis aus. «Arnold hat einen guten Kampf gezeigt. Nachdem er beim Haye-Fight vor drei Jahren noch am Druck zerbrochen ist, war er diesmal auf der Höhe. Und das unter schwierigen Bedingungen: Die Halle war voll, es war laut – und alle auf der Seite von Camkiran.»
Gjergjajs nächster Fight steigt in freundlicherer Umgebung: Ende Mai boxt er in Kirchberg BE, wohl gegen Elvis Moyo (35) aus Zimbabwe.
Danach wird er sich mit der Frage beschäftigen müssen, wie es weitergehen soll. Trotz EM-Niederlage kann der Baselbieter auch Positives aus Istanbul mitnehmen – das müsste sich bloss irgendwann dann auch gegen einen starken Gegner in einem handfesten Resultat niederschlagen.