Angelo Peña (30) hat die immer höher werdenden Erwartungen erfüllt. Einmal mehr. Auch im zwölften Profikampf verliess der Champion aus Olten den Ring als Sieger, nachdem Karim Guerfi (38) in der Pause zu Runde 5 aufgab. Der Franzose wurde so verdroschen, dass Weitermachen sinnlos gewesen wäre. Zudem hatte er sich am Auge verletzt. Seine makellose Kampf-Bilanz spült Peña nun im World-Ranking der WBO im Superfedergewicht weiter nach oben – wohl bis in die Top-10.
Wie nahe er damit seinem grossen Traum ist, in einem Titelfight um die WBO-Krone zu boxen, ist nicht ganz klar. Da muss vieles zusammenstimmen. Und man braucht Beziehungen, Timing, Können, Glück und Überzeugungskraft. Dass ein solcher Kampf in der Schweiz stattfinden könnte, ist unwahrscheinlich, weil der Markt viel zu klein ist.
Also müsste er sich im Ausland, in den USA oder in Grossbritannien einen Namen machen. Mit Guerfi hat Peña nun einen Mann klar geschlagen, den man kennt, der beispielsweise 2022 in der Londoner O2-Arena den Briten Jordan Gill an den Rand einer Niederlage gebracht hatte, bevor er selber K.o. ging. Peña hat ein wichtiges Statement gesetzt.
Klare Siege gegen gute Gegner helfen. Doch mit erst zwölf Profikämpfen muss sich Peña wohl noch etwas länger gedulden. Doch hat er dafür kaum die Geduld. Am liebsten möchte er schon in zwei Monaten wieder boxen. «Wer der Gegner sein wird, ist mir egal. Es kann jeder kommen. Ich bin bereit für alle.»
Seinem Promoter Leander Strupler steht bereits der Schweiss auf der Stirn. Denn Kämpfe organisieren und dabei alle wichtigen Faktoren berücksichtigen, sind zeitintensiv und anstrengend. Strupler nach dem Kampf: «Jetzt müssen wir mal durchatmen und dann schauen wir im Sommer weiter.» Der 41-jährige Berner sagt, dass es auch einen Fight im Ausland geben könnte.
Klar ist: Für die Schweizer Boxfans ist es ein Segen, wenn Peña hier im Land Kämpfe bestreitet. Mit seiner Schnelligkeit, seinem spektakulären Stil, seinem Hunger, seiner Lust am Kampf ist er ein Garant für tolle Unterhaltung. Und Peña liebt es, vor eigenem Publikum aufzutrumpfen.
Das Guerfi-Duell war ein wichtiger Test für ihn, den er eindrücklich bestanden hat. Damit hat er sich auch am Franzosen gerächt, der ihn einst bös provoziert hatte, was Peña persönlich nahm. Doch nach dem Kampf, nach der Aufgabe des Franzosen, umarmten sich die beiden innig. Und der Champion war im Adrenalinrausch des Sieges voll des Lobes für den Kontrahenten: «Guerfi ist ein grosser Krieger. Er hat meinen grössten Respekt.». Das ist das Wunderschöne am Boxen. Zuerst fliegen die Fäuste, danach gibts Zärtlichkeiten.
Freude hat an diesem Karfreitag-Abend im Stadttheater in Bern auch Félix Meier gemacht. Der 20-jährige Lausanner hat seinen vierten Profikampf gewonnen. Nach drei K.o.-Siegen jeweils in Runde 2 musste Meier dieses Mal länger arbeiten – ganze sechs Runden, bis er seinen italienischen Kontrahenten Yaya Kone nach Punkten schliesslich deutlich besiegte. Das war eine wichtige Reifeprüfung für die grosse Zukunftshoffnung des Schweizer Boxsports. Wie Peña bleibt auch Meier damit ungeschlagen. Wir können uns jetzt schon auf die weiteren Auftritte der beiden freuen.
Frohe Ostern
Das war das Box-Spektakel aus Bern. Es war mir eine grosse Freude und ich bedanke mich für das Interesse. Auf weitere schöne und interessante Kämpfe. Frohe Ostern, alles Gute, vielen Dank. Bis zum nächsten Mal.
Wie geht es jetzt weiter?
Angelo Peña hat jetzt richtig Appetit auf weitere Gürtel: «Ich habe Hunger», sagt er, «ich möchte unbedingt noch vor dem Sommer wieder kämpfen.» Dem 30-Jährigen kann es nicht schnell genug gehen. Er will nach oben, nach oben, nach oben. «Mir ist jeder Gegner recht, es kann kommen, wer will. Ich bin bereit.»
Peña bleibt also Träger des WBO-Intercontinental-Titels und darf den schönen Gürtel behalten. Nun hat er als Sieger auch gute Worte für seinen Gegner: «Guerfi ist ein grosser Krieger.» Dann dankt er noch Gott: «Ohne ihn würde das so nicht gehen.»
12 Kämpfe, 12 Siege: Peñas Bilanz bleibt perfekt. Das war ein Statement und die Rache für die Provokationen des Franzosen im Vorfeld.
Guerfi gibt auf
Der Kampf ist zu Ende. Guerfi hat eine Augenverletzung, gibt in der Pause vor Runde 5 auf. Klarer Sieg des Champions, starke Leistung. Bravo.
Peña bearbeitet den Franzosen wie einen Punching Ball. Doch Guerfi zeigt sich als zäher Kerl, muss aber sehr viel einstecken. Doch schafft er es tatsächlich in Runde 5. Das wirkt wie eine Abreibung.
Ob der 38-Jährige nach diesem Niederschlag die Kraft hat, diese Runde zu überstehen? Zweifel sind angebracht.
Guerfi am Boden
Peña macht mächtig Dampf. Er will diesen K.o. , das steht fest. Und trifft Guerfi hart, der geht zu Boden, rettet sich in die Pause. Eine sackstarke Runde von Peña.
Peña legt vor
In der Vorbereitung legte Peña den Fokus vor allem auf die Defensive. «Ich musste lernen, nicht immer anzugreifen und auch mal im Rückwärtsgang zu kontern. Da dieses Mal der Gegner frühzeitig bekannt war, konnten wir uns im Training und Sparring spezifisch auf ihn ausrichten.» Doch in diesen ersten zwei Runden geht er vor allem vorwärts, drängt Guerfi öfter in die Seile. Beide Runden müssten klar an Peña gehen.
Peña übernimmt sofort das Kommando, ist voll fokussiert, agil und offensiv, ein guter Start.