Nach wilder Punkt-Pleite beim Boxing Day
Schmeisst Chervet jetzt hin?

Schrammen und Frust statt IBO-Titel: Alain Chervet kassiert am Boxing Day gegen den Chinesen Ju Wu eine schmerzhafte Niederlage.
Publiziert: 26.12.2019 um 20:53 Uhr
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Aktualisiert: 28.12.2019 um 14:33 Uhr
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Der Chinese Ju Wu wird gegen den Schweizer Alain Chervet zum Sieger erklärt.
Foto: keystone-sda.ch
Emanuel Gisi

Ju Wu sieht unscheinbar aus. Der schmale Chinese ist mit 60,8 kg auf 1,79 m ein echtes Leichtgewicht. Aber den Mund nimmt der 20-jährige ganz schön voll. Vor dem IBO-International-Titel-Kampf im Leichtgewicht im Berner Kursaal gegen Lokalmatador Alain Chervet (29) stellt er die frechen Fragen. «Kann ich den Gürtel sofort mitnehmen?», will Wu beim Wiegen zum Beispiel provokativ wissen.

Das kann er. Und vor allem: Das tut er!

Von Anfang an setzt der Chinese mit der grossen Klappe den Berner unter Druck, verschafft sich in einem teilweise wild geführten Duell Vorteile – am Ende holt er sich den Punktsieg. Das sehen nicht alle im Berner Kursaal so. «Ich hatte das Gefühl, ich sei leicht vorne», sagt Chervet beim Interview in der Garderobe, sichtlich niedergeschlagen. Von einem Fehlurteil mag er nicht sprechen. Aber er fügt bitter an: «Wir sind uns in der Schweiz ja gewöhnt, dass einheimische Boxer sicher nicht bevorteilt werden.»

«Ich bin kaputt und erschöpft»

Statt eines Jubiläums-Titels zur 50. Austragung des Boxing Days bleiben Chervet nur Schrammen, Wunden und der Frust. Und wieder einmal ist es ein Asiate, der einem Chervet den Titel-Traum vermiest. 1973 und 1974 verlor Alains Onkel Fritz Chervet gegen den Thailänder Chartchai Chionoi zweimal um den WM-Gürtel im Fliegengewicht.

Für «Fritzlis» Neffen geht es nach der Niederlage gegen den chinesischen Kontrahenten nun um alles.

Macht er weiter? Oder schmeisst er hin? «Ich bin kaputt und erschöpft. Im Moment fühle ich mich leer», sagt er. «Ich brauche eine Pause. Danach muss ich sehen, wie es weitergeht.» Es klingt im Moment der Niederlage eher nach Hinschmeissen.

Unentschieden für Kongolo, Sieg für Isufi

Für ein Spektakel ohne Sieg sorgt auch Yoann Kongolo (32). Der Romand zeigt gegen den Argentinier Facundo Nicolas Galovar (25) einen explosiven Kampf. Am Schluss steht gegen den eisenharten Gaucho ein Unentschieden. «Ich bin nicht glücklich, auch wenn ich das Urteil akzeptieren muss», sagt Kongolo. «Ich muss darüber erst einmal nachdenken.»

Einen Sieg feiert der Deutsche Shefat Isufi (29). Der Münchner, der sich im Mai gegen den britischen Star Billy Joe Saunders (30) im WBO-WM-Kampf nach Punkten geschlagen geben musste, haut den Slowaken Nicolas Holcapfel (18) k.o.

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