Morgen Kampf um EM-Titel
Nicole ist der Boss

Grosse Bühne für Nicole Boss (34). Im Sternensaal in Bümpliz versucht sie morgen, ihren EM-Titel im Leichtgewicht zu verteidigen.
Publiziert: 19.12.2014 um 16:20 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:04 Uhr
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«Die Nervosität steigt, und man kann eigentlich keinen Tag mehr warten.» Nicole Boss
Foto: Kathi Bettels
Von Viviane Bischoff (Text) und Kathi Bettels (Fotos)

Wenn Nicole Boss vor einem wichtigen Kampf steht, ist es immer dasselbe. «Die Nervo­sität steigt, und man kann eigentlich keinen Tag mehr warten. Genau so, wie es halt sein muss vor einem Kampf», sagt die Berner Profiboxerin.

Das klingt zwar nach Routine wie auch die Wiegezeremonie am Abend vor dem Kampf, aber danach wird alles anders. Dann steigt Nicole in den Tunnel. Dann verändern sich ihre Gedanken, sogar ihr Äusseres verändert sich. «Auf Kampffotos erkenne ich mich teilweise selber nicht», sagt sie.

Bereits seit 15 Jahren boxt die Bernerin, seit 2008 als Profi. Als Amateur wird man oft kurzfristig zum Kampf herausgefordert. Unpassend für Boss. Sie will ihr Training genau planen können, braucht Struktur in ihrem Trainingsalltag.

Es ist die Ganzheit, die Boss am Boxen so fasziniert. Die Koordination zwischen Armen und Beinen, die Anspannung des ganzen Körpers. Man darf die Gegnerin nicht aus den Augen verlieren, der Verstand muss immer hellwach sein.

Die Pflichtverteidigung ihres EM-Titels am Samstag ist Nicoles zweiter Kampf dieses Jahr. Im April verteidigte sie den Titel schon erfolgreich gegen die Georgierin Sopo Putkaradze – dank eines technischen Knockouts (TKO) bereits in der dritten Runde. Ein gutes Gefühl? Boss: «Ich will für meinen Erfolg kämpfen, ihn nicht geschenkt kriegen.» Und sie will dem Publikum etwas bieten.

Ihr Trainer Vito Rana weiss: «Nicole ist unglaublich ehrgeizig, mit sehr hohen Ansprüchen an sich selbst.» Sie ist süchtig nach Training, muss in kampffreien Zeiten gar gebremst werden. Ihre Stärke ist die Beweglichkeit im Oberkörper – und ihr Schlag mit rechts. «Hit hard – work hard» ist Boss’ Lebensmotto. Ohne harte Arbeit erreicht man gar nichts.

Hart wird auch der Kampf am Samstag. Ihre Gegnerin Myriam Dellal ist hinter Nicole Boss zweite der Europarangliste. Und die Französin ist bekannt für ihre Erbarmungslosigkeit. «Bevor ich zum Ring laufe, werde ich mich schlecht fühlen. Mein Magen zieht sich zusammen. Doch ich will mich auf das fokussieren, was dann kommt.» Der Sieg ist Boss unglaublich wichtig, auch weil sie bald einmal um den WM-Titel kämpfen will. Um einen WM-Kampf zu kriegen, braucht es aber nicht nur Leistung, sondern auch Beziehungen. So läuft es im Boxsport.

Nicole Boss ist bereit für den Fight. Aber eine wichtige Person wird sie morgen nicht vor Ort unterstützen – ihre Mutter. Sie kann es nicht mit ansehen, wenn ihre Tochter kämpft. «Meiner Mutter ist es nicht wichtig, ob ich gewinne oder verliere. Nach dem Kampf will sie nur wissen, dass alles okay ist.» Am Samstagabend wird sie deshalb zu Hause auf das erlösende SMS ihrer Tochter warten.

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