In einer üblen Gegend in Brooklyn (New York) ging es los. Michael Gerard Tyson, pummeliger Outsider, der Vater verschwunden, die Mutter alkoholkrank, die Wohnung zum Puff umfunktioniert. Ein Ghetto-Kid und Dauergast im Jugendknast.
Dann geschah dies! Cus D’Amato, Legende unter den Boxtrainern, nahm ihn unter die Fittiche, adoptierte und rettete ihn und sagte voraus: «Dieser Junge wird Weltmeister.»
Als Tyson den Boxring betrat, war er eine Sensation. Ein junger Krieger mit zerstörerischer Kraft, der die Gegner reihenweise umhaute, sie bewusstlos schlug oder total demoralisierte und das mit Vorliebe in der ersten Runde.
Im Alter von 20 Jahren und 144 Tagen wurde er 1986 jüngster Schwergewichts-Champion aller Zeiten.
Was folgte, war eine Achterbahnfahrt sondergleichen. Sein sportlicher Höhepunkt, der 91-Sekunden-Knock-out gegen den hoch gehandelten Michael Spinks 1988. Tyson, der Unbesiegbare.
Neben dem Ring aber ging alles schief. Gewalt, Drogen, Frauen, falsche Freunde. Die Folge: eine Pleite gegen den 42:1-Aussenseiter Buster Douglas 1990. Es folgte eine weitere schmerzhafte neben dem Ring.
Sechs Jahre Knast
Wegen Vergewaltigung bekam er sechs Jahre Knast aufgebrummt, dort konvertierte er zum Islam, nannte sich Malik Abdul Aziz. Nach drei Jahren wurde er entlassen, kehrte in den Ring zurück, wurde wieder Weltmeister, aber nicht gescheiter.
Tyson führte ein Leben in Luxus. Hielt sich Tiger und Löwen als Haustiere, einen Fuhrpark mit Edelkarossen, und überdimensionierte Anwesen.
Gegen Evander Holyfield verlor er seine WM-Gürtel. Im Rückkampf dann auch den letzten Respekt. Wie ein Tier biss er Holyfield ein Stück Ohr ab. Tyson wurde gesperrt, landete erneut im Knast und verschwand nach der Niederlage gegen Kevin McBride 2005 aus dem Ring.
Ihm blieb nichts ausser der Statistik von 50 Siegen. Die 500 Millionen, die er als Boxer verdiente, waren weg. Tyson war pleite, hatte 30 Millionen Schulden.
Der «andere Mensch»
Heute feiert er seinen 50. Geburtstag. Wieder wohlhabend, dank seiner dritten Ehefrau, die sein Leben als Vorlage zu einem Theaterstück machte.
Ein Soloprogramm für Tyson, bei dem er für viel Gage über sein Leben erzählt. Daneben betätigt er sich als Boxpromoter und Schauspieler und lässt sich für den Wahlkampf von Donald Trump einspannen, seinem Kumpel, der nächster Präsident der USA werden will.
Tyson ist geheilt: «Ich bin heilfroh, ein anderer Mensch geworden zu sein. Die Bestie in mir ist gebändigt.»