Es passiert in Runde 7: Viviane Obenauf (33) leistet sich mit der Britin Terri Harper (23) einen Schlagabtausch. Da knallts. Die Schweiz-Brasilianerin rasselt dem Kopf ihrer Gegnerin zusammen. Volltreffer! Obenauf wird am Auge getroffen. «Sie hat mich voll erwischt», sagt Obenauf. «Das hat mich kurz durchgeschüttelt.»
Zu diesem Zeitpunkt im Kampf liegt die Frau aus Interlaken gegen die starke Gegnerin auf den Zetteln der Punktrichter bereits deutlich hinten. Eine Überraschung wie gegen Natasha Jonas im vergangenen Jahr ist in Manchester nicht drin.
Mit jeder Minute schwillt das verletzte Auge stärker an. Dennoch steckt Obenauf nicht auf, boxt die 10 Runden zu Ende. «Ich bin stolz, dass ich nicht k.o. gegangen bin», sagt sie am Sonntagmorgen zu BLICK. «Ich habe durchgehalten, obwohl die getroffene Gesichtshälfte immer stärker angeschwollen ist.»
Mit 99:91, 99:92 and 97:93 setzt sich Harper am Ende durch. Obenauf: «Leider konnte ich nicht das zeigen, was ich mir vorgenommen hatte. Sie hat ihre körperlichen Vorteile sehr geschickt ausgespielt. Aber ich bin mir sicher: Das war nicht mein letzter Auftritt in England.» Die Brasilianerin hat sich in Grossbritannien mittlerweile einen Namen gemacht, dürfte im nächsten Jahr wieder auf der Insel boxen. «Oder in den USA, das würde mich auch sehr reizen.»
Trost gibts nach von Sohn Calvin (8). «Er war sehr enttäuscht, als ich mit ihm telefoniert habe», verrät Obenauf. «‹Gell Mami, du hast verloren?›, hat er nur gesagt.» Vielleicht wird ihn das Mitbringsel aufmuntern, das sein Mami in England aufgetrieben hat: «Ein Ninja-Turtles-Kostüm. Er liebt diese Serie!»