Der grosse Fight, er sollte im Juli steigen. Dann sagte der Weltmeister ab. Er sei am Knöchel verletzt, liess er ausrichten. Der Kampf wurde verschoben, auf den 29. Oktober. Vor wenigen Tagen kam die Nachricht, dass es auch im Herbst nichts würde. «Medizinische Gründe» seien auch diesmal verantwortlich.
Die Sache ist kompliziert. Seit Tyson Fury (28) im November 2015 Serienweltmeister Wladimir Klitschko (40) sensationell seine Titel abknöpfte, ist der 2,06-m-Mann in der Öffentlichkeit omnipräsent.
Und zwar nicht nur positiv. «Tyson hatte erwartet, dass er für seinen Erfolg gefeiert wird», sagt Peter Fury, Onkel und Trainer des Champions, dem Onlineportal «IFL-TV».
«Hat das Interesse verloren»
Doch die Dopingvorwürfe und die Kritik in den Medien hätten seinem Schützling zugesetzt, Fury habe mentale Probleme. «Tyson hat total das Interesse verloren», sagt sein Onkel.
Der Mann aus Manchester schoss nach seinem grossen Sieg gegen Klitschko – unter Boxern nicht unbedingt ungewöhnlich. Aber er hielt sich auch sonst nicht zurück, seine sexistischen und homophoben Pöbeleien sorgten gleich reihenweise für Aufruhr. Und verfestigten bei manchem Beobachter den Eindruck, dass der Brite mehr als nur eine Schraube locker hat.
«Ich bin verrückt», sagte Fury gerne über sich. Man war sich nicht sicher, ob er es ernst meinte oder nicht. «Ich habe genug von dem Scheiss», schimpfte er ein anderes Mal über den Box-Zirkus.
Jetzt scheint der 28-Jährige also definitiv für längere Zeit auszufallen. Ob wegen psychischen Problemen oder aus körperlichen Gründen, für die Konkurrenz ist es ohnehin ein Problem. «Wladimir wird von Fury in Geiselhaft gehalten», klagte Klitschko-Manager Bernd Bönte zuletzt, des Wartens auf die Revanche überdrüssig.
Joshua und Klitschko sind sich einig
Doch nun könnte es doch noch zu einem WM-Kampf mit Klitschko-Beteiligung kommen. IBF-Weltmeister Anthony Joshua (26), der als kommender Schwergewichts-Superstar gilt, würde gerne gegen den Ukrainer antreten. «Joshuas Promoter Eddie Hearn und ich sind uns eigentlich einig, auch finanziell», sagt Bönte am Dienstag. Joshuas Team hat die Manchester-Arena vorsorglich am 26. November bereits reserviert.
Der Olympiasieger von 2012 (17 Siege in 17 Profikämpfen) ist bereit, stellte am Montag ein Video online, das ihn beim Training auf einem Parkplatz zeigt.
Jetzt kommt es auf die Box-Weltverbände an. Bönte: «Es ist klar, dass Fury monatelang ausfallen wird. Damit ist auch klar, dass die Gürtel irgendwie wieder auf den Markt müssen.» Fury hält den WBO-Titel und ist zudem Superchampion der WBA.
Geben die Verbände die Titel frei, kommt wohl es zum Knaller in Manchester. Oder aber zum Fury-Comeback – es wäre nicht das erste Mal, dass der Brite die ganze Boxwelt zum Narren gehalten hätte. (eg)