Man war sich ja schon einiges gewöhnt von Skandal-Boxer Mike Tyson. Aber was der selbsternannte «Baddest Man on the Planet» am 28. Juni 1997 in Las Vegas aufführte, sprengte den Rahmen des Vorstellbaren: In der dritten Runde des WBA-Titelkampfes gegen Evander Holyfield biss der US-Superstar seinem Gegner ein Stück des Ohrs ab!
Die Szene ging um die Welt, Tyson wurde disqualifiziert, Holyfield blieb Weltmeister.
Der Moment bleibt bis heute eine der grössten Szenen in der Geschichte des Boxsports. «Egal wo, werde ich auf den Ohrbiss angesprochen», sagt Holyfield der «Welt». Viele zeigen mir auch Fotos mit dem blutenden Ohr oder haben das Video auf ihrem Smartphone gespeichert und spielen es mir vor.»
Mittlerweile hat der 54-Jährige dem Beisser vergeben. «Warum sollte ich nicht? Durch ihn bin ich in nur neun Minuten um 35 Millionen Dollar reicher gewesen», sagt Holyfield. «Ausserdem hat er sich vor einigen Jahren entschuldigt.»
Der Biss zei Ausdruck der Unterlegenheit von «Iron Mike» gewesen. «Er war doch völlig ausser Kontrolle, war extrem verzweifelt. Ich glaube, wenn er in dem Moment eine Waffe gehabt hätte, hätte er um sich geschossen.»
Heute sind die Protagonisten des Skandal-Kampfes gute Kumpel. «Wir haben guten Kontakt und reden darüber, wie wir Geld machen können. Einiges haben wir schon zusammen getan, beispielsweise Werbespots und Filme. Über seinen Ausraster können wir heute Witze machen und lachen», sagt Holyfield.
Eine Jubiläumsparty gibt es trotzdem nicht. «Wenn Mike zu mir nach Florida kommen würde, wo ich mich in Fort Lauderdale um meine neue Boxpromotionsfirma kümmern muss, hätten wir vielleicht gefeiert. Doch ich habe gehört, er ist mit seiner Familie im Urlaub.» (eg)