Eigentlich wäre der Fall klar im Schwergewicht: Der nächste Gegner von Tyson Fury (31) nach seiner Machtdemonstration gegen Deontay Wilder (34) sollte Anthony Joshua (30) sein. Der Sieger im Duell der beiden Champions wäre 20 Jahre nach Lennox Lewis der erste Profi, der sich als unumstrittener Weltmeister im Schwergewicht bezeichnen darf.
Joshua sei «sehr interessiert» an einem solchen Kampf, liess dessen Promoter Eddie Hearn in der «Daily Mail» zum wiederholten Mal verlauten. Und dass Fury vor Herausforderungen nicht davonläuft, hat er in den letzten Jahren bewiesen.
Kampf ohne Zuschauer?
Wartet da also ein Box-Leckerbissen auf die Fans? Nicht so schnell! Es gibt gleich mehrere Haken: Sowohl Joshua als auch Fury müssen eigentlich zuerst gegen andere Gegner in den Ring. Joshua hat eine Pflichtverteidigung gegen den Bulgaren Kubrat Pulev vor sich. Die hätte im Juni stattfinden sollen, wurde nun wegen der Corona-Pandemie verschoben – aber irgendwann wird er ihn nachholen müssen. «Ich bin jederzeit bereit», hat Pulev bereits verkündet. Er wäre auch bereit, ohne Publikum gegen den Olympiasieger von 2012 anzutreten. Aber auf sein Recht auf den Kampf verzichten? Keine Chance!
Ähnlich siehts bei Fury aus: Wilder hat das Recht auf eine Revanche – und scheint wild entschlossen, dieses einzufordern. Logisch: Es geht nicht nur um sportlichen Ruhm, sondern auch um viel Geld. Auch wenn Hearn ihn bereits aufgefordert hat, Wilder solle um Gottes Willen die Rückzugsprämie kassieren. Wie er dasselbe für seinen Schützling Joshua bei Pulev erreichen will, erklärt der Brite allerdings nicht.
«Top Rank»-Promoter Todd Du Boef, für Fury vs. Wilder zuständig, sagt über ein Duell zwischen Joshua und Fury: «Zuviele Dinge sind unsicher, als dass wir spekulieren könnten, wie ein solcher Kampf zustande kommen soll. In einer perfekten Welt ohne dieses Virus sehe ich einen Weg, aber so nicht.» Man verhandle bereits über Daten und Stadien, im Spätsommer oder Frühherbst soll es soweit sein.
Fit via Instagram
Schlechte Nachrichten. Ausser für einen, scheinbar. «Mir wird nie langweilig werden, Deontay Wilder zu schlagen», sagt Fury über einen möglichen dritten Kampf gegen den US-Amerikaner (1 Sieg, 1 Remis). In der Zwischenzeit hält er sich mit Fitness-Lektionen, die er zusammen mit Ehefrau Paris live via Instagram erteilt, in Schwung.
Und vielleicht hat er sowieso erst einmal andere Projekte: Nachdem er im Herbst bereits einen Ausflug auf die Wrestling-Bühne gewagt hatte, gibts bereits wieder ein Angebot der WWE. «Ich habe mit Tyson vor ein paar Tagen gesprochen», so Fury-Promoter Frank Warren zur «Sun». Beim ersten Auftritt gabs schon einen schönen Zahltag, jetzt folgt die nächste Chance auf das grosse Geld. Der schottische Wrestler Drew McIntyre (36) habe ihn herausgefordert. «Wann immer er will, wir sind bereit.» Oder um es mit Fury zu sagen: «Wo und wann ist egal.»
Ein Wrestling-Fight, wo die Verletzungsgefahr geringer ist und der Zahltag stimmt? Das könnte für Fury verlockend klingen. «Wir werden mit kleineren Summen leben müssen, wenn wieder gekämpft wird», sagt die US-Promoter-Legende Bob Arum (88) der «BBC». «Die Leute werden keine Angst haben, ins Stadion zu kommen, wenn sie wieder dürfen. Aber sie werden weniger Geld haben.»