Der Mann überlebt alles. Es ist noch nicht so lange her, da war Tyson Fury kurz davor, sich zu Tode zu saufen. 16 Pints täglich soll der Brite zu seinen schwersten Alkoholiker-Zeiten heruntergeschüttet haben. Dazu Kokain-Probleme, Depressionen, 50 Kilo Übergewicht – er war am Boden.
Dort findet sich der 30-Jährige auch am frühen Sonntagmorgen im Staples Center von Los Angeles wieder. Im Kampf gegen den Amerikaner Deontay Wilder (33) zeigt der 2,06-Meter-Riese Fury, welch grosser Boxer er ist. Seine Beweglichkeit und seine Psycho-Spielchen scheinen Wilder, den WBC-Schwergewichts-Champion, zu hypnotisieren. Mal für mal trifft Fury, seine Fäuste scheinen zu schnell zu sein für den Mann aus den US-Südstaaten.
Doch Wilder tut, was er am besten kann. Er lässt es krachen. Immer wieder fliegt seine Rechte durch den Ring. Meist verfehlt sie. Zweimal aber nicht – und Fury landet in den Runden 9 und 12 auf den Brettern.
Vor allem der zweite Niederschlag ist dermassen fürchterlich, dass die, die es mit Fury halten, das schlimmste fürchten – und Wilders Verlobte in der ersten Reihe stehend bereits «I fucking love you» in Richtung ihres Liebsten brüllt.
Aber eben. Fury hat schon ganz andere Niederschläge überstanden. Er tut das, was er zuletzt immer getan hat: Er steht wieder auf. Und verpasst Wilder noch einmal eine schmerzhafte Kombination. Fury rettet sich über die Runden, dann das Urteil der Punktrichter: Unentschieden.
Lewis: Schwierig, jemanden in den USA den Gürtel abzunehmen
Das bringt Furys Team auf die Palme. «Sie haben gerade das grösste Comeback der Sportgeschichte kaputt gemacht», schimpft Furys Coach Ben Davison beim Bezahlsender «BT Sports». «Du musst ein kranker, kranker Mann sein, um das zu machen.»
Er habe Fury «vor dem Kampf gesagt, dass er ihn mit seiner linken Hand allein schlagen würde. Wir sind nicht für das Geld hergekommen. Wir sind hergekommen, um zu gewinnen und ich bin angewidert und enttäuscht.»
Die britische Box-Legende Lennox Lewis sagts so: «Das Urteil erinnert mich an meinen ersten Kampf gegen Holyfield. Es zeigt, wie schwierig es für einen Briten ist, nach Amerika zu kommen und jemandem den Gürtel abzunehmen. Obwohl es genau das ist, was wir heute gesehen haben.»
Fury singt «American Pie»
Und Fury selbst? Der sieht sich selber auch als Sieger, scheint den Frust aber schnell verdaut zu haben. An der offiziellen Pressekonferenz jedenfalls ist er schon wieder bestens gelaunt: Zum Abschluss gibts für die Presseleute ein Ständchen, als er «American Pie» grölt.
Er war Tyson Furys Comeback-Gegner: Der Burgdorfer Sefer Seferi wagte sich im Sommer in Manchester gegen den 2,06-m-Riesen in den Ring. «Wenn er dich trifft, siehst du Sterne – er hat mir den härtesten Schlag verpasst, den ich je kassiert habe», sagt Seferi ein halbes Jahr nach dem Fight zu BLICK. «Aber abseits des Rings ist er der liebste Mensch der Welt. Für die Medien macht er eine Riesenshow, er ist einer wie Muhammad Ali. Das kann er wie kein zweiter, damit wird auch Wilder Mühe haben. Aber wenn die Kameras aus sind, ist er ein Familienmensch, ein super Typ. Wir haben bis heute Kontakt. Er schreibt mir manchmal und fragt mich, wie es mir und meinen Kindern geht.» (eg)
Er war Tyson Furys Comeback-Gegner: Der Burgdorfer Sefer Seferi wagte sich im Sommer in Manchester gegen den 2,06-m-Riesen in den Ring. «Wenn er dich trifft, siehst du Sterne – er hat mir den härtesten Schlag verpasst, den ich je kassiert habe», sagt Seferi ein halbes Jahr nach dem Fight zu BLICK. «Aber abseits des Rings ist er der liebste Mensch der Welt. Für die Medien macht er eine Riesenshow, er ist einer wie Muhammad Ali. Das kann er wie kein zweiter, damit wird auch Wilder Mühe haben. Aber wenn die Kameras aus sind, ist er ein Familienmensch, ein super Typ. Wir haben bis heute Kontakt. Er schreibt mir manchmal und fragt mich, wie es mir und meinen Kindern geht.» (eg)