Seinen härtesten Kampf konnte René Weller nicht gewinnen. 2014 erkrankte der ehemalige Boxer an Demenz, war laut seiner Frau Maria (70) seit zwei Jahren ein Pflegefall. Nun ist er im Alter von 69 Jahren gestorben.
Mit dem Boxen ist der 1953 im deutschen Pforzheim geborene Weller früh in Berührung gekommen. Sein Vater Harald war Boxer, vererbte das Talent weiter. Als Fünfjähriger schlug René ihm die Nase blutig. Sein Vater meinte stolz: «Aus dir wird mal ein guter Boxer!» Trotzdem ist er ihm nicht gleich nachgeeifert, wurde stattdessen als Judoka Stadtmeister und spielte Fussball.
Ali als grosses Vorbild
Doch das änderte sich 1964. Weller sah, wie Cassius Clay – später bekannt als Muhammad Ali (1942–2016) – den vermeintlich unbesiegbaren Sonny Liston (1932–1970) bezwang und Schwergewichts-Weltmeister wurde. So einen Boxer hatte es davor noch nicht gegeben. Clay sah gut aus, hatte eine grosse Klappe und tänzelte elegant durch den Ring.
Und René entschied: So will ich auch werden. Als Zwölfjähriger meldete er sich im Boxclub an. Und erlitt zwei Jahre später einen brutalen Schicksalsschlag. Sein Vater starb mit nur 42 Jahren an Krebs. «Das Schlimmste war, dass mein Papa nicht miterleben konnte, was dann aus mir wurde», sagte Weller im November 2018.
«Musste auffallen, um populär zu werden»
Seine Box-Karriere lancierte Weller bei den Amateuren. Seine Bilanz? Beeindruckend. Von 355 Kämpfen gewann er 338. 1974 nahm er an den Olympischen Spielen teil. 1980 wurde er Profi – ein Jahr, nachdem er die Möglichkeit hatte, mit Ali für einen Getränkehersteller eine Woche durch Deutschland zu reisen. In dieser Zeit schaute er sich ab, wie man die Öffentlichkeit abseits des Sports für sich gewinnen konnte.
Die ganz grosse Nummer wurde Weller im Ring nicht. Auch wenn er im Leichtgewicht bei den Amateuren neunmal Deutscher Meister und Vize-Europameister sowie Deutscher Meister und zweimal Europameister der EBU bei den Profis wurde. Aber er schuf sich ein Image, das ihn bekannt machte. «Ich musste auffallen, um populär zu werden», sagte er anlässlich seines 65. Geburtstages 2018 zur Deutschen Presse-Agentur. «Wer interessierte sich in Deutschland schon für einen ganz normalen Leichtgewichtsboxer?»
«Schöner René» und «Golden Boy»
Weller war sich für nichts zu schade, hatte kein Problem mit dem Playboy-Image. «Schöner René», «Golden Boy» oder «Champ» – so lauteten seine Spitznamen. In den 1980er-Jahren wurde er zum Sexsymbol, die Medien zeigten ihn bevorzugt halbnackt, umgeben von schönen Frauen.
Den Macho verkörperte er durch und durch, sagte Sätze wie: «Frauen gehören für mich hinter den Herd, Emanzipation würde ich in meinem Haushalt nicht zulassen.»
Gefängnis und Reality-Shows
Die Frauen rannten ihm trotzdem hinterher, Bodyguards mussten sie ihm vom Leibe halten. Einen Tiefpunkt erlebte er 1999 – sechs Jahre nach seinem Rücktritt als Boxer. Wegen Kokainhandels, Hehlerei, Anstiftung zur Urkundenfälschung und unerlaubten Waffenbesitzes wurde er zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Als «schlimmsten Moment meines Lebens» bezeichnete er die Verhaftung. Wegen guter Führung wurde er 2003 vorzeitig entlassen.
Auch danach sorgte er weiter für Schlagzeilen – als Teilnehmer an diversen Reality-Shows. Etwa 2005, als er nach einer Woche aus dem «Big Brother»-Haus geworfen wurde – weil er den Mitbewohnern seinen nackten Hintern gezeigt hatte.
Oder mit seiner Teilnahme am «Sommerhaus der Stars», in das er 2016 mit seiner Frau Maria zog. Die beiden heirateten 2013, sie war bis zuletzt an seiner Seite. «Ich bedanke mich für das wunderschöne Leben und unsere einzigartig grosse Liebe», verabschiedet sich Maria auf Instagram von ihm. (bir)