Ende Februar liess sich Tyson Fury (31) im Kampf gegen Deontay Wilder (34) zum Schwergewichts-Weltmeister krönen. Der «Gipsy King» knockte den amerikanischen Titelverteidiger in der siebten Runde aus. Etwas mehr als einen Monat später fürchtet der britische Box-Champion jedoch um seine Karriere. Der Grund dafür ist der britische Bauer Martin Carefoot (70).
«Ich hatte nie Wildschweine»
Die Wege der beiden kreuzte sich 2015. Tyson Fury und sein Cousin Hughie sahen sich mit einer Doping-Sperre konfrontiert, da ihnen bei einer Urinprobe die Zunahme von Steroiden nachgewiesen werden konnte. Die Furys plädierten jedoch auf unschuldig und machten den Verzehr von Wildschwein-Fleisch für den positiven Test verantwortlich. Das steroidhaltige Fleisch hätten sie dabei von Carefoot bezogen, der sie regelmässig beliefern würde. Dieser bestätigte die Behauptung vor Gericht und verhalf Tyson und Hughie Fury dadurch, einer Sperre zu entkommen.
Doch nun folgt die Kehrtwende: Carefoot sagt gegenüber der «Sportsmail on Sunday»: «Ich hatte nie Wildschweine auf meinem Bauernhof.» Wie kann er also das Team Fury mit Wildschwein beliefert haben? Hat er gar nicht. «Ich habe die Lügen satt. Ich möchte, dass die Öffentlichkeit endlich die Wahrheit erfährt», gesteht Carefoot.
Und die Wahrheit sieht aus seiner Sicht wie folgt aus: Im November 2016 wurde er von einem guten Freund aufgesucht, der ihn im Namen des Teams Fury um einen Gefallen bat. «Sie waren in Schwierigkeiten und hatten grosse Panik», sagt der 70-Jährige und fügt an: «Sie sagten, sie bräuchten nur einen Brief von mir, der bestätigt, dass ich Wildschwein an die Furys auslieferte.» Da er seinem Freund sowieso noch einen Gefallen schuldete, kam Carefoot dieser Bitte nach. Noch konnte er nicht ahnen, in was er sich da verstrickt hatte.
Viel Geld angeboten
Carefoot musste die Ereignisse in der Folge als Zeuge immer wieder bestätigen – auf Papier und vor Gericht. Ein Rückzieher war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich. «Ich war zu tief in der ganzen Sache drin», beteuert der Brite. Unter Eid zu lügen, bereitete ihm jedoch grosse Mühe. Wieso hat er es also trotzdem getan? «Sie haben mir für vor und nach der Anhörung eine grosse Summe an Geld versprochen», so Carefoot. Rund 29'000 Schweizer Franken soll ihm das Team Fury als Entschädigung angeboten haben.
Im Dezember 2017 war für ihn der ganze Spuk endlich vorbei. Fury wurde rückwirkend für zwei Jahre gesperrt, was bedeutete, dass er normal weiter boxen durfte. Vom versprochenen Geld hat Carefoot bis heute keinen Penny gesehen. «Sie haben sich nie bei mir bedankt. Mir wurde gesagt ich soll meinen Mund halten und alles einfach vergessen. Ich fühle mich benutzt», sagt Carefoot. Auch an Fury selber lässt er kein gutes Haar. Carefoot: «Tyson gibt sich immer als Gutmensch und Christ aus. Aber würde sich ein wahrer Christ wirklich so verhalten?» Ihn freue es, dass die Öffentlichkeit nun endlich die Wahrheit kennt.
Fury droht lange Sperre
Carefoots Enthüllungen bringen einen grossen Stein ins Rollen. Die britische Anti-Doping-Organisation (UKAD) hat gemäss britischen Medien angekündigt, den Dopingfall nach den neusten Entwicklungen nochmals neu zu beurteilen. Carefoot stellt für den «Gypsy King» also eine echte Bedrohung dar. Denn wird Fury als schuldig befunden, droht ihm eine achtjährige Sperre. Damit wäre die Karriere für den 31-Jährigen wohl vorbei. Wie lautet also seine jetzige Verteidigung?
Bisher hat Fury nichts zu den neusten Anschuldigungen zu sagen. Dafür teilt sein Promoter Frank Warren (68) mächtig aus. «Ich verstehe nicht, wie man diesem Typen glauben kann. Tyson hat ihn noch nie in seinem Leben getroffen. Das ist alles einfach nur absoluten Müll!», schreibt er in einem Statement.
Trotz einer drohenden Mega-Sperre muss sich Fury um seinen Schwergewichtstitel keine Sorgen machen. WBC-Boss Mauricio Sulaiman stärkt Fury den Rücken. «Persönlich ziehe ich es vor, Tyson Fury zu glauben, anstelle von jemandem, der schon zugegeben hat, in gerichtlichen Aufzeichnungen für finanziellen Profit gelogen zu haben“, kommentiert Sulaiman das Ganze gegenüber «The Sun». Zudem hätte Fury zu diesem Zeitpunkt nichts mit dem WBC zu tun gehabt. Deshalb dürfte er bei einer allfälligen Verurteilung seinen Weltmeister-Gürtel auch behalten. (jk)