«Er hat genug geleistet»
Papa Fury fordert Rücktritt seines Sohnes

Gegen wen verteidigt Tyson Fury seinen WM-Titel als erstes? Kommt es sogar zum Mega-Fight gegen Anthony Joshua? Oder geht der verrückte Brite auf die Forderungen seines Vaters ein? Die Szenarien um den neuen Schwergewichts-König.
Publiziert: 27.02.2020 um 08:19 Uhr
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Aktualisiert: 27.11.2020 um 12:57 Uhr
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Der Nächste, bitte! Wer wird Tyson Furys künftiger Gegner?
Foto: AFP
Emanuel Gisi

Am Wochenende machte Tyson Fury (31) mit Deontay Wilder (34) kurzen Prozess. Mehr als sechs Runden absolute Dominanz, bis Wilders Ecke in der siebten schliesslich das Handtuch warf. Klare Sache. Der WBC-Weltmeistertitel gehört dem «Gypsy King».

Aber für wie lange? Wann muss er ihn das erste Mal verteidigen? Und gegen wen?

Die attraktivste Affiche wäre ein Kampf zwischen Fury und seinem britischen Landsmann Anthony Joshua (30). Der hält die WM-Titel der Verbände WBA, WBO und IBF – bei einem direkten Duell ginge es um alle vier wichtigen Gürtel der Schwergewichts-Division.

Der Sieger zwischen Fury und Joshua wäre unumstrittener Schwergewichts-Weltmeister. Das gelang zuletzt Lennox Lewis (54), einem weiteren Briten, vor 20 Jahren kurz alle wichtigen Titel hielt.

So gross wie Englands WM-Titel 1966

In England sind sie schon heiss auf den möglichen Mega-Fight. Furys Co-Promoter Frank Warren zu «Daily Mail»: «Es wäre der grösste Sportanlass im Vereinigten Königreich seit England die Fussball-Weltmeisterschaft gewonnen hat.» Unter 1966 machen sies nicht. «Es wäre unmöglich, ein Ticket dafür zu bekommen.»

Joshuas Promoter Eddie Hearn stösst in dasselbe Horn. «Wir müssen diesen Kampf hinbekommen», sagt er. «Wir werden die Chance, dass zwei Briten um den unumstrittenen WM-Titel kämpfen, nicht so schnell wieder bekommen.» Man werde alles tun, um den Fight austragen zu können. «Ich habe mit AJ gesprochen, er will unbedingt.»

Grosse Worte, denen nun Taten folgen müssen. Gerade Hearn war in den letzten Jahren nicht unbedingt dafür bekannt, seine Boxer zum sportlich idealen Zeitpunkt gegen die besten Gegner antreten zu lassen.

Doch das ist noch nicht einmal die einzige Hürde. Joshua soll offiziell zunächst gegen Kubrat Pulev ran – die Pflichtverteidigung gegen den Bulgaren ist eigentlich gesetzt, der 20. Juni steht als Termin im Raum. Etwas mehr als eine Woche bleibt, um die Modalitäten zu klären.

Was will Deontay Wilder?

Und Fury muss erst einmal abwarten, was Wilder plant. Der enttrohnte Champion aus dem US-Bundesstaat Alabama hat eine Rückkampf-Klausel im Vertrag. Innert 25 Tagen kann er sich entscheiden, ob er ein drittes Mal gegen Fury boxen will. Bedingung: Die Einnahmen werden 60:40 zu Gunsten von Fury aufgeteilt.

Eigentlich müsste der Fall klar sein: Diesen Zahltag, gepaart mit der Chance zur sofortigen Revanche, kann sich Wilder nicht entgehen lassen. «Ich will den Rückkampf», sagte er denn auch unmittelbar nach der Niederlage. Damit wäre Fury vs. Joshua vorerst vom Tisch.

«Ich hoffe, er nimmt die Revanche nicht an», so Hearn über Wilder. «Ich glaube nicht, dass jemand einen dritten Kampf zwischen den beiden sehen will.» Aber: «Ich bin überzeugt, dass er es machen wird. Ich meine, was soll er sonst tun? Einen Aufbaukampf bestreiten? Dann gibt er zu, geschlagen zu sein.»

Bob Arum, Furys zweiter Promoter neben Warren und fürs US-Geschäft zuständig, baut Wilder schon mal eine Brücke: «Er kann jetzt aussteigen, sich wieder sammeln, neu aufbauen und den Rückkampf im nächsten Jahr haben.» Aber wenn Wilder die Revanche sofort wolle, «dann halten wir uns an den Vertrag». Es sieht also nach Fury vs. Wilder, Teil 3, aus.

Aussenseiter-Chancen auf einen Titelkampf hat ein weiterer Brite: Dillian Whyte. Der ist eigentlich erster Herausforderer beim WBC-Verband. Und sauer auf Joshua-Manager Hearn, der auch sein Promoter ist. «Warum machst du nicht, was sich gehört, und bringst ihn dazu, gegen mich als ersten Herausforderer zu boxen?», schimpfte er auf Twitter in Hearns Richtung.

Will Wilder doch nicht zur Revanche antreten und können sich Joshua und Fury nicht einigen, dürfte Whyte zum Handkuss kommen.

Papa Fury fordert: «Zurücktreten!»

Ausser Tyson Fury hört auf seinen Vater. John Fury hat für seinen Sohn ganz andere Pläne. «Mein Sohn sollte jetzt aufhören», sagt er in der TV-Sendung «Good Morning Britain». «Er hat jeden Profi-Titel gewonnen, genug ist genug. Es gibt noch anderes im Leben, er hat alles gegeben.» Tyson solle sich um Ehefrau Paris und die fünf Kinder kümmern. «Er hat eine junge Familie und ich glaube, seine Kinder haben ihren Vater verdient. Er hat genug geleistet.»

Das Joshua-Argument lässt John Fury, früher selbst Faustkämpfer, nicht gelten. «Tyson hat bewiesen, dass er stärker ist», sagt er mit Blick auf dessen Niederlage gegen Andy Ruiz Jr. «Joshua hat gegen einen Boxer verloren, der viel schlechter ist als Wilder.»


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