Als er das letzte Mal auswärts antrat, ging er unter: Bald drei Jahre ist es her, dass der Schweizer Schwergewichtler Arnold Gjergjaj (34, 34 Profikämpfe, 32 Siege, 2 Niederlagen), genannt «Kobra», in London gegen den Engländer David Haye (38) antrat und kläglich k.o. ging.
Jetzt bekommt Gjergjaj die Chance, die Scharte von damals wenigstens ein klein wenig auszuwetzen: Am Karfreitag boxt er in Istanbul gegen den Türken Umut Camkiran (30) um den EM-Titel der Nicht-EU-Staaten. Damit das Unterfangen diesmal besser ausgeht, zieht der Baselbieter alle Register. «Ich habe mir endlich den Haye-Kampf angeschaut», sagt er zu BLICK, «und sofort gesehen, dass das nicht ich war», so Gjergjaj über den Fight im Mai 2016. «Ich hab mich selber nicht erkannt.»
Das alles sei jetzt überwunden. Über seinen Gegner, der in elf Profi-Kämpfen unbesiegt ist, sagt er: «Er ist kleiner, schwerer, jünger und sehr mutig, dass er diesen Kampf angenommen hat. Ich werde ihn schlagen. Ich bin bereit für Istanbul.» Auch dank des Haye-Fights. «Jetzt habe ich die Ausland-Erfahrung, die mir fehlte.»
Trainer: «Wir sind zuversichtlich»
Ins Ausland ging er zuletzt auch fürs Training. In Trier (De) trat er gegen Senad Gashi, der am Samstag gegen den Briten Dereck Chisora boxt, zum Sparring an. Und erweiterte seinen Horizont: Er übernachtete im Geburtshaus des Philosophen und Kommunismus-Theoretikers Karl Marx. Ein Zufall. «Ehrlich gesagt wusste ich vorher nichts über Marx. Aber es ist doch gut, wenn man etwas dazulernt. Auch wenn das Training mit Gashi wichtiger war – und das war sehr gut.»
Beim Wiegen in Istanbul wird Gjergjajs körperliche Überlegenheit deutlich. Bei 105,6 Kilogramm wird er trotz deutlicher Grössenvorteile auch leichtfüssiger sein als sein Gegner – Camkiran ist wiegt dagegen 114,0 Kilo.
Optimismus überall also. Doch einer bremst. «Der Gegner ist gut, hat sich gut vorbereitet», sagt Gjergjajs Trainer Beat Ruckli. «Wir haben einen Plan und sind zuversichtlich. Aber es muss zuerst geboxt werden.» Ruckli und Gjergjaj wissen: Bei einer Niederlage war es das wohl mit der zweiten Chance. Dann hätte Gjergjaj plötzlich viel mehr Zeit für die Beschäftigung mit Philosophie, als ihm lieb ist.