Auf dem Weg zum Ring trägt er eine Maske, seine rechte Faust steckt voller Dynamit, in einer Radiosendung fabulierte er davon, eines Tages im Kampf «einen Mann zu töten». Der erste Blick auf Deontay Wilder (33), WBC-Weltmeister im Schwergewicht, mit 39 Knockouts in 40 Kämpfen, ist furchteinflössend.
Vielleicht hat sein martialischer Auftritt mit der Herkunft des «Bronze Bombers» zu tun. Der Sohn eines Predigers stammt aus dem tiefen Süden der USA, aus Tuscaloosa, Alabama, bis heute sind die Trennlinien zwischen schwarz und weiss hier sichtbar. Football, Basketball und Baseball sind hier wichtig. Boxen? Interessiert weniger. Er stamme von der «West Side», sagt Wilder der «Daily Mail». «Das ist der Stadtteil, den die Behörden bis heute nicht anfassen. Was in den letzten 33 Jahren hier gemacht wurde? Ein Trottoir wurde mal geflickt.»
Hier muss man sich selber zu helfen wissen. «Ich habe nie Ärger gesucht», sagt Wilder. «Der Ärger hat mich immer gefunden. Es kam mir vor, als ob ich jedes Mal, wenn ich durch eine Tür gegangen bin, die Hände heben musste.»
Familienmensch und Waffennarr
Sieben Kinder hat er, sechs leibliche, eins hat die Verlobte in die Beziehung mitgebracht. Eine seiner Töchter ist der Grund, warum er vor 13 Jahren Box-Profi wird. Naieya kommt mit einem gespaltenen Rückgrat zur Welt. Wilder, ratlos, wie er die Spitalrechnungen zahlen soll, fleht Coach Jay Deas an, ihn zu trainieren.
40 Kämpfe und 39 Knockouts später sind diese Sorgen vergessen, Wilder besitzt Häuser in Tuscaloosa, Atlanta und Los Angeles, eine Flotte fetter Autos und eine riesige Waffen-Sammlung. Einem Reporter zeigte er kürzlich eine goldene Knarre. «Ich bin ein Waffennarr», sagt er. «Aber ich habe keine bösen Absichten. Ich putze sie gerne und baue sie wieder zusammen. Das ist für mich wie eine Therapie.»
Am Samstag will Wilder im Ring wieder zuschlagen, mit dieser rechten Faust, die er wie eine Abrissbirne schwingt. Das sieht technisch zweifelhaft aus. Aber wenn er trifft, gehen die Lichter aus.
Sein Trainer Deas erzählt: Einem Coach renkte er den Daumen an der rechten Hand aus, einem anderen zerschmetterte er gleich die Schulter. «Wir sind wahrscheinlich der einzige Trainerstab, der drei Pratzen-Männer für einen Boxer braucht», sagt Deas.
In Los Angeles kann er gegen Tyson Fury beweisen, dass er einer der ganz Grossen sein kann. Womöglich merken sie dann auch in Tuscaloosa, welch einen Faustkämpfer die West Side hervorgebracht hat.
Er war Tyson Furys Comeback-Gegner: Der Burgdorfer Sefer Seferi wagte sich im Sommer in Manchester gegen den 2,06-m-Riesen in den Ring. «Wenn er dich trifft, siehst du Sterne – er hat mir den härtesten Schlag verpasst, den ich je kassiert habe», sagt Seferi ein halbes Jahr nach dem Fight zu BLICK. «Aber abseits des Rings ist er der liebste Mensch der Welt. Für die Medien macht er eine Riesenshow, er ist einer wie Muhammad Ali. Das kann er wie kein zweiter, damit wird auch Wilder Mühe haben. Aber wenn die Kameras aus sind, ist er ein Familienmensch, ein super Typ. Wir haben bis heute Kontakt. Er schreibt mir manchmal und fragt mich, wie es mir und meinen Kindern geht.» (eg)
Er war Tyson Furys Comeback-Gegner: Der Burgdorfer Sefer Seferi wagte sich im Sommer in Manchester gegen den 2,06-m-Riesen in den Ring. «Wenn er dich trifft, siehst du Sterne – er hat mir den härtesten Schlag verpasst, den ich je kassiert habe», sagt Seferi ein halbes Jahr nach dem Fight zu BLICK. «Aber abseits des Rings ist er der liebste Mensch der Welt. Für die Medien macht er eine Riesenshow, er ist einer wie Muhammad Ali. Das kann er wie kein zweiter, damit wird auch Wilder Mühe haben. Aber wenn die Kameras aus sind, ist er ein Familienmensch, ein super Typ. Wir haben bis heute Kontakt. Er schreibt mir manchmal und fragt mich, wie es mir und meinen Kindern geht.» (eg)