Blick: David Haye, Ihr Gegner Arnold Gjergjaj, genannt die Kobra, ist in der Boxwelt noch kein grosser Name. Wie bereitet man sich auf einen solchen Gegner vor?
David Haye: Wie gegen Wladimir Klitschko zu seinen besten Zeiten. Er ist gross, er ist stark, hat eine gute Reichweite, einen guten Jab. Das weiss ich. Aber ich habe mir seine Bilanz nicht näher angeschaut, habe keine Videos von ihm studiert. Das bringt sowieso nichts.
Wieso nicht?
Seine bisherigen Gegner waren nicht auf meinem Level. Arnold wird gegen mich ganz anders boxen müssen, als gegen alle Gegner, die er bisher hatte. Er wird im Ring die Gefahr spüren, die von mir ausgeht. Er weiss, dass ich hart schlage, dass ich explosiv bin. Er weiss, dass er gegen mich seine beste Leistung zeigen muss.
Nehmen Sie Gjergjaj überhaupt ernst?
Dieser Kampf ist Arnolds grosse Chance. Er weiss, wenn er mich schlägt, bekommt er einen WM-Titelfight und wird Millionen verdienen. Darum bin ich gewappnet.
Sie sind kleiner und leichter und körperlich gegen Gjergjaj damit im Nachteil. Haben Sie darum nun an Muskelmasse zugelegt?
Nein. Ich trainiere immer gleich. Ich habe immer Gegner vor Augen, die grösser sind als ich. Darum wird es mir leichtfallen, wenn der erste Gong ertönt.
Wie wird der Kampf ausgehen?
Ich werde Arnold ausknocken. 25 meiner 27 Siege kamen per K. o. Noch ist er ungeschlagen. Ich werde der Erste sein, der Arnold bezwingt.
In welcher Runde wird das sein?
Das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber sobald ich meine harten Punches sauber ins Ziel bringe, wird klar sein: Arnold braucht gegen mich das beste Kinn der Welt, um bestehen zu können.
Sie müssen diesen Kampf gewinnen, wenn Sie noch einmal um einen Titel kämpfen wollen.
Ja, absolut. Mehr als das: Ich muss dabei noch gut aussehen. Ich will wieder Weltmeister im Schwergewicht werden. Ich will noch einmal einen grossen Titelfight. Darum muss ich überzeugen.
Sie mussten lange wegen einer Schulterverletzung pausieren.
Viel zu lange. Ich habe in den letzten vier Jahren gerade einmal zwei Minuten im Ring gestanden.
Was hat diese Pause mit Ihnen gemacht?
Es war eine deprimierende Zeit. Aber sie hat meine Liebe zum Boxen neu befeuert. Wenn man jahrelang im Trainingsalltag steckt, vergisst man manchmal, warum man das eigentlich alles macht: das Training, die Disziplin, die gesunde Ernährung. Das entdeckt man neu, wenn man plötzlich Angst haben muss, dass alles vorbei sein könnte.
Wenn Sie sich einen Gegner für einen WM-Fight aussuchen dürften. Wen wollen Sie? Fury, Joshua oder Klitschko?
Anthony Joshua. Er ist aus meiner Sicht derzeit der Beste. Er ist jung, er ist frisch, er hat hier in Grossbritannien viele Fans, ist nicht so alt wie Wladimir Klitschko ...
… und im Moment deutlich besser in Form als Tyson Fury.
Definitiv.
Was denken Sie über einen Boxer wie Fury, der einen WM-Titel gewinnt und sich dann gehen lässt?
Es zeigt wenig Disziplin, einen Mangel an Hunger. Oder besser: Die falsche Art von Hunger, wie es scheint (lacht). Er hat sich eine Position erarbeitet und missbraucht diese jetzt. Er hat vergessen, dass er ein Athlet ist. Es ist eine Schande.
London – Viel hat Arnold «The Cobra» Gjergjaj (31) von der britischen Hauptstadt noch nicht gesehen. «Wir sind zwar am Sonntag nach London angereist, aber zum Sightseeing bin ich nun wirklich nicht gekommen», sagt der Schweizer Schwergewichtsboxer, der heute den Kampf seines Lebens bestreitet. In der 16'500 Zuschauer fassenden O2-Arena steigt er mit perfekter Profi-Bilanz (29 Kämpfe, 29 Siege, 21 K. o.) gegen Ex-Weltmeister David Haye (35) in den Ring. Dass der sein loses Mundwerk in den letzten Tagen wieder etwas lauter eingesetzt hat, bringt den Schweizer mit Wurzeln im Kosovo nicht aus der Ruhe. «Ich bin unbesiegt, er hat bereits zwei Niederlagen einstecken müssen», sagt Gjergjaj. «Soll er nur reden. Wir sehen dann im Ring.» Emanuel Gisi
London – Viel hat Arnold «The Cobra» Gjergjaj (31) von der britischen Hauptstadt noch nicht gesehen. «Wir sind zwar am Sonntag nach London angereist, aber zum Sightseeing bin ich nun wirklich nicht gekommen», sagt der Schweizer Schwergewichtsboxer, der heute den Kampf seines Lebens bestreitet. In der 16'500 Zuschauer fassenden O2-Arena steigt er mit perfekter Profi-Bilanz (29 Kämpfe, 29 Siege, 21 K. o.) gegen Ex-Weltmeister David Haye (35) in den Ring. Dass der sein loses Mundwerk in den letzten Tagen wieder etwas lauter eingesetzt hat, bringt den Schweizer mit Wurzeln im Kosovo nicht aus der Ruhe. «Ich bin unbesiegt, er hat bereits zwei Niederlagen einstecken müssen», sagt Gjergjaj. «Soll er nur reden. Wir sehen dann im Ring.» Emanuel Gisi