Die Tränen sind noch nicht ganz getrocknet, als Arnold «The Cobra» Gjergjaj (31) vor die Journalisten tritt. Eben hat der 1,97-m-Hüne gegen Ex-Weltmeister David Haye (35) in seinem 30. Kampf die erste Niederlage seiner Profi-Karriere kassiert. Und was für eine.
Vier Niederschläge in anderthalb Runden, ehe der Ringrichter den überforderten Schweizer erlöst und den Kampf abbricht.
«Es ist von Anfang an alles schiefgegangen», sagt Gjergjaj. «Die Niederlage tut mir sehr weh.» Tatsächlich gelingt dem Basler im Ring in der Londoner O2-Arena nichts. Bereits nach 36 Sekunden geht er erstmals zu Boden – getroffen von einer knallharten Rechten Hayes. «Ich habe gestaunt, dass er da überhaupt wieder aufgestanden ist», zollt der Brite seinem Kontrahenten Respekt.
«Richtig, dass der Kampf abgebrochen wurde»
«Ich wollte Druck machen, die Deckung hochhalten, ihn früh müde machen», so Gjergjaj. «Doch meine Taktik kam gar nicht erst zum Zug.» Von der ersten Sekunde an ist es Haye, der in die Offensive geht, der den Basler in die Defensive drängt und ihn regelrecht verprügelt. Gjergjaj scheint sich nicht wehren zu können. «Ein derartiger früher Niederschlag kann ein Konzept komplett über den Haufen werfen», sagt Gjergjajs Trainer und Manager Angelo Gallina.
Über das Urteil des Ringrichters gibt es in der Ecke des Schweizers keine zwei Meinungen. Gallina:«Es war richtig, dass der Kampf abgebrochen wurde. Ich hätte das Handtuch bereit gehabt, um es zu werfen.»
Ein herber Rückschlag
Bei Gjergjajs Gegner David Haye ist die Laune deutlich besser. «Ich bin sehr zufrieden mit meinem Kampf», sagt der «Hayemaker». «Ich habe meine Schläge gut gesetzt. Verbesserungspotential sehe ich zum Teil noch bei der Genauigkeit – in der ersten Runde habe ich meine Schläge zum Teil zu ungenau gesetzt.» Schon bald habe er gemerkt, «dass von Gjergjaj nicht viel zurückkommt. Ich hätte um ihn herumtänzeln und den Kampf fünf oder sechs Runden dauern lassen können. Aber ich wollte die Sache früh zu Ende bringen.»
Das hat Haye in der Tat geschafft. Er rückt seinem Ziel, einem WM-Titelkampf, damit ein Stück näher. Für Gjergjaj ist die Niederlage in dieser Deutlichkeit ein herber Rückschlag. «Ich muss das jetzt alles erst einmal setzen lassen», sagt er, auf seine Pläne für die Zukunft angesprochen. «Ein paar Tage mit der Familie verbringen, dann sehen wir weiter.» Und an seine mitgereisten Fans gerichtet: «Sorry, dass ich euch enttäuscht habe. Ich hatte es mir auch anders vorgestellt.»