Er ist jung, er sieht gut aus, er ist unbesiegt. Und wenn er kämpft, dann fliegen die Späne.
Anthony Joshua (27) ist das aufregendste Gesicht der neuen Generation im Schwergewicht. Wenn der Brite in den Ring steigt und den Hammer auspackt, geraten die Fans ins Träumen – und die Vermarkter reiben sich die Hände.
Joshua hat das Zeug, die bleierne Dominanz der Klitschkos zu beenden und ein neues, aufregendes Zeitalter einzuläuten.
Weil Joshua mitbringt, was der Königsklasse im Boxen lange fehlte: Charisma. Joshua ist cool. Sein Gegner Wladimir Klitschko war das nie. Höchstens kühl. Der Ukrainer wirkte auch zu Beginn seiner Karriere, als er sich seine ersten Titel krallte, mehr wie ein Streber denn wie ein Boxer.
Klar ist Klitschko ein Meister seines Fachs, schon heute einer der Grössten aller Zeiten. Man zollt ihm Respekt. Aber man liebt ihn nicht. Klitschko ist zu kontrolliert, zu kalkuliert, zu klinisch. Lange war er zu gut für die Konkurrenz.
Dafür kann er nichts. Langweilig war es trotzdem.
Anthony Joshua soll eine neue Ära einläuten, nachdem Box-Clown Tyson Fury mit Depressionen und Drogenproblemen aus dem Rennen ist. Skeptiker wenden ein, dass IBF-Weltmeister Joshua mit 18 Profi-Fights wenig Erfahrung hat.
Tatsächlich könnte der Klitschko-Kampf zu früh kommen. Anderseits hat Joshua bislang jede Aufgabe überzeugend gelöst, und zwar auf jedem Level. Er hat das Zeug zum grossen Champion.
Aber er muss Klitschko bezwingen, solange ein Sieg gegen den langjährigen Dominator etwas wert ist. Sprich: solange der Ukrainer noch auf Top-Level boxt. Die Zeit drängt – Klitschko ist 41 Jahre alt.