Der erste WM-Fight zwischen Wilder und Fury war ein Knüller. Spektakuläre Runden, zwei Niederschläge, von denen sich Tyson Fury mirakulös erholte, am Ende ein Remis – von dem manch ein Beobachter glaubte, der Brite sei sogar um seinen fairen Lohn gebracht worden: ein Wahnsinn, was da im Dezember 2018 geboten wurde.
Höchste Zeit also für die Revanche! In der Nacht auf Sonntag stand sie auf dem Programm. Im legendären MGM Grand von Las Vegas sollte sie in die Geschichte eingehen wie zuvor Ali vs. Frazier, Schmeling vs. Lewis, Tyson vs. Holyfield.
Auf der einen Seite der US-Amerikaner Deontay Wilder (34). In 43 Fights unbesiegt, 42 Knockouts, 1 Remis, WBC-Weltmeister, ein brutal harter Puncher. «Er hat den härtesten Schlag der Geschichte», sagt Furys Ex-Coach Ben Davison über ihn. Wenn er mit seiner rechten Faust zuschlägt, gehen die Lichter aus. Es mag nicht gut aussehen, ist aber effektiv.
Auf der anderen der Brite Tyson Fury (31), der kompletteste Schwergewichts-Boxer der Gegenwart. 30 Profi-Kämpfe, 29 Siege, 1 Unentschieden. Fury mag 2,06 m gross und 123 Kilogramm schwer sein: Er ist wendig, schnell, er ist technisch stark, hat eine Riesen-Klappe.
Und im Ring liefert er! Früh schon bringt der Klitschko-Bezwinger den Amerikaner in Bedrängnis. Die ersten zwei Runden dominiert der Brite, in der dritten schickt er den WBC-Titelverteidiger im Schwergewicht ein erstes Mal zu Boden!
In der 5. Runde folgt Niederschlag Nummer 2. Wilder blutet aus dem Ohr, ist stehend k.o., wird windelweich geprügelt. Aber: er überlebt vorerst. Beweist, was er alles einstecken kann, auch wenn er durch den Ring taumelt.
Doch Fury dominiert weiter, schüttelt den Amerikaner Mal für Mal durch, erstaunlich, dass Wilder überhaupt noch stehen kann.
In Runde 7 ist es dann vorbei: Kampf-Abbruch! Verdacht auf einen Riss des Trommelfells. Fury siegt durch Technischen K.o., schubst den Titelverteidiger vom Thron und macht sich zum König des Schwergewichts!
Blut-Leck-Attacke und Ständchen
Während des Kampfs sorgt Fury mächtig für Gesprächsstoff. Auf Fernsehbildern ist zu sehen, wie der Brite seinen blutenden Gegner mit mehreren Schlabber-Bewegungen ableckt. Es ist allerdings nicht seine erste Leck-Attacke. Offenbar nutzt er diese Methode, um seine Gegner zu verspotten. Laut englischen Medien kündigte er diese Tat vor dem Kampf an. «Ein kämpfender Mann schmeckt Blut. Ich möchte es schmecken, verreiben, schlagen, mischen», so Fury.
Nach seinem Sieg über Wladimir Klitschko 2015 ist es das zweite Mal, dass Fury Weltmeister wird. Damals stürzte er nach dem Triumph ab, wurde depressiv, verfiel Alkohol und Kokain. Jetzt ist er wieder ganz oben angekommen.
«Grosses Lob an Deontay, er hat Herz gezeigt, er ist ein Krieger, er wird zurückkehren», so der selbsternannte «Gypsy King» («König der Zigeuner») nach dem Kampf. «Aber der König ist zurück auf dem Thron!»
Und der König hat Lust, zu singen. Fury macht, was er in den letzten Jahren nach seinen Fights oft getan hat: Er bringt ein Ständchen.
Noch im Ring schmettert er Don McLeans Klassiker «American Pie» ins Mikrofon, bringt die komplette Arena zum Mitsingen (siehe Tweet unten). Und liefert einen Vorgeschmack, was in den nächsten Jahren von ihm erwartet werden darf: beste Unterhaltung.
Was als nächstes kommt? Womöglich der Kampf um die ultimative Schwergewichts-Krone: Der Vereinigungs-Fight gegen Furys Landsmann Anthony Joshua, der die drei anderen wichtigen Titel in der Division hält. Joshuas Manager Eddie Hearn sendet schon mal ein positives Signal. «Ich bin dabei», twittert er. «AJ will es auch. Dieser Kampf muss dieses Jahr stattfinden.»