Es ist ein heisser Tag in Zürich und Mike Tyson (51) ist in der Stadt. «Champion Tour» nennt sich der Grund, die Box-Legende lädt im Hilton zum exquisiten Gala-Dinner. Der Hauptgang ist allerdings Tyson selbst: Zum Essen erzählt der Amerikaner aus seinem Leben. Stoff gibt das genug her: Höhen, Tiefen, Weltmeistertitel, Knockouts, Hunderte von Millionen, Knast, Konkurs, den Ohren-Biss gegen Evander Holyfield, Alkohol, Drogen.
In Zürich gibt sich der Mann mit der markanten Zahnlücke allerdings äusserst asketisch. Schweizer Schoggi? «Darf ich nicht!», ruft Tyson. «Ich bin auf Diät!»
Essen muss er aber trotzdem etwas und eigentlich hätte der jüngste Schwergewichtsweltmeister aller Zeiten für den Feierabend auch einen Plan: Er will Rock-Legende Tina Turner, wohnhaft am Zürichsee, zum Abendessen einladen. Tysons tüchtiger Tourmanager Radim Tauchen meldet am Nachmittag: «Er ist ein grosser Bewunderer ihrer Musik.»
Der Champion muss dann allerdings alleine speisen. Turner ist gerade im Ausland unterwegs, lässt aber freundliche Grüsse ausrichten. Die Laune lässt sich Tyson davon nicht verderben, als er BLICK kurz vor seinem Auftritt zum Gespräch empfängt.
BLICK: Wir haben gehört, Sie hätten heute in der Schweiz bei einem Halter von seltenen Tieren vorbeischaut.
Tyson: Davon weiss ich nichts. (lacht) Da wird viel erzählt. Alles Propaganda!
Aber es hätte ja sein können. Sie gelten als Riesen-Tierfan. Spätestens seit «The Hangover» ist der Tiger weltberühmt, den sie mal gehalten haben.
Das stimmt, sowas hätte ich auch gerne gemacht. Ich liebe Tiere einfach. Schon immer, das hat mit meinen Tauben angefangen. Ich züchte Tauben, seit ich 9 Jahre alt bin, mein Leben lang schon. Die Vögel geben mir viel.
Sie haben einen Tiger besessen und einen Löwen. Gibt es ein Tier, das Sie sich heute kaufen würden?
Also wenn, dann einen Leopard. Die sind wunderschön. Ein bisschen kleiner als Löwen und Tiger. Aber immer noch gross. Unterschätzen Sie mir die Leoparden nicht!
Familie ist wichtig für sie. Ihre Tochter Milan (9) gilt als grosses Tennistalent…
…Sie ist grossartig. Sie hat Serena Williams getroffen und vor einem Jahr in Indian Wells mit Djokovic ein paar Bälle gespielt, da war ich so stolz auf sie.
Haben Sie in der Schweiz schon bei Roger Federer angefragt, ob er Zeit für ein paar Ballwechsel mit Milan hat?
Zu Federer muss ich etwas sagen: Er ist grossartig! Dass er in diesem Alter noch auf diesem Level spielt! Seine Serie zu Beginn des Jahres war extrem beeindruckend, leider hat er ja in Indian Wells und in Miami zwei Spiele verloren. Und jetzt pausiert er, er lässt die Sandsaison sausen. Ein guter Entscheid, denke ich. Er kann sich das leisten. Er ist der Grösste aller Zeiten.
Für Sie ist der Fall klar?
Ja. Aber Djokovic ist mein Lieblingsspieler im Moment. Wenn es ihm läuft, schaue ich ihm extrem gerne zu. Er hat jetzt in Monaco ein paar gute Spiele gemacht, es sieht nicht so schlecht aus. Gut, dass er sich nach seiner Ellbogenverletzung so erholt hat.
Sie kennen sich ja richtig gut aus.
Hören Sie, wenn meine Tochter nicht mit Tennis angefangen hätte, dann hätte ich keine Ahnung, wer diese Typen sind. Aber seit meine Tochter spielt, schaue ich viel Tennis.
Sind Sie ein richtiger Tennis-Papa geworden?
Ja! Normalerweise begleite ich sie auch an die Turniere. Im Moment muss sie allerdings auf mich verzichten. Ihre Mutter und ihre Grossmutter sind gerade mit ihr unterwegs. Das tut schon ein bisschen weh, sie nicht spielen sehen zu können.
Wir haben noch nicht übers Boxen gesprochen. Reden Sie eigentlich noch gerne darüber?
Boxen ist mir ein bisschen verleidet. Ich mag es schon noch und ich rede auch gerne darüber. Aber ich schaue mittlerweile mehr «Tennis Channel» als Box-Kämpfe.
Wieso denn das?
Es hat sich verändert. Die besten kämpfen nicht mehr gegen die besten. Das ist nicht gut für den Sport. Aber denken Sie, Federer würde das machen? Mit meiner Tochter ein paar Bälle spielen?
Ich kenne ihn nicht näher. Aber er scheint der Typ zu sein, dem das Spass machen würde.
Das wäre grossartig.