Es wird ihr am Samstag eine Frau gegenüberstehen, die es auf ihren Kopf abgesehen hat. Die Mexikanerin Maribel Ramirez (32), amtierende WBA-Weltmeisterin im Super-Fliegengewicht, kommt nach Bern, um ihren Titel gegen Aniya Seki zu verteidigen.
«Das wird der schwerste Kampf meines Lebens», sagt Seki. Dabei ist das Geschehen im Ring am Samstag in Gümligen BE für die 39-jährige Schweiz-Japanerin Nebensache. Kopf und Herz sind seit Monaten bei Bruno Arati, Sekis altem Trainer, in Bern eine Box-Institution. «Brünu», wie ihn Seki liebevoll nennt, hat die Bernerin zu der gemacht, die sie heute ist. «Ich weiss nicht, was ohne Brünu aus mir geworden wäre», sagt sie.
Seit über zehn Jahren ist der 65-Jährige ihr Trainer. Und viel mehr als das. Im Ring hat er sie geschunden und geschliffen. Ausserhalb des Rings hat er zu ihr geschaut, als sie am Boden war. Das Boxen und er haben ihr geholfen, ihre Bulimie zu überwinden. Sogar zusammen gewohnt haben die beiden eine Weile. «Er ist mein Vater», setzt Seki an. «Ach was, er ist viel mehr. Er ist meine Familie. Ich kämpfe am Samstag für ihn.»
Verbindung geht unter die Haut
Die Verbindung der beiden ist so stark, sie geht sogar unter die Haut: Den Schriftzug «All4Bruno» hat sich Seki auf die linke Schulter tätowieren lassen. Und es ist klar: Für ihn würde Seki alles tun. Wenn sie etwas tun könnte. Derzeit kann sie ihm nicht recht helfen.
Denn jetzt ist «Brünu» schwer krank. Allzu viel will Seki dazu nicht sagen. Aber es ist klar: Gut geht es ihm schon eine ganze Weile nicht, in der Berner Szene wird wild über seinen Gesundheitszustand spekuliert. Seki will da nicht mitmachen.
Seki pflegt «Brünu»
Sie packt lieber richtig an, sorgt zusammen mit dessen Bruder für «Brünus» Pflege. Eine enorme Belastung. «Ich habe immer gedacht: Wenn Brünu mal alt ist, dann pflege ich ihn. Das gleiche bei meiner Mutter. Es ist mir wichtig, dass ich das mache. Aber es ist brutal hart. Mein Respekt für Menschen, die in Pflegeberufen arbeiten, ist noch einmal gestiegen.»
Für den Kampf gegen Ramirez bekommt Seki Unterstützung von Vito Rana, einem von Aratis Schülern. «Es bleibt alles in der Familie», sagt sie. «Das ist auch das, was mir nach der Karriere bleiben wird. Geld verdiene ich mit dem Boxen nicht. Es sind die Freundschaften, die bleiben.»