Prallvoll war die Berner Festhalle im März 1972, als Fritzli Chervet sich gegen die «sardische Katze» Fernando Atzori den Europameister-Titel im Fliegengewicht eroberte. Fünfmal verteidigte der Berner danach seinen Gürtel, jedes Mal in ausverkauften Hallen.
1973 und 1974 kams dann zu zwei WM-Kämpfen gegen den Thailänder Chartchai Chionoi. Chervet verlor beide: zuerst in Thailand wegen eines fürchterlichen Cuts durch technischen K.o., obwohl bis dahin der bessere Boxer war.
Dann auch im Zürcher Hallenstadion in einem hochstehenden Rückkampf. Trotz dieser Heim-Niederlage wars wohl Chervets sportlicher Höhepunkt. Er zeigte 15 turbulente Runden, begeisterte 11250 Zuschauer, am Ende fehlten ihm nach einem umstrittenen Urteil ein paar Pünktchen.
Nach 70 Kämpfen (58 Siegen, 10 Niederlagen, 2 Unentschieden) verschwand Fritzli, 34-jährig, aus dem Ring und aus dem Rampenlicht. In dieses will nun sein Neffe Alain. Der 26-jährige Berner kämpft am 28. Mai in Visp an der Fight Night über 10 Runden um den vakanten Titel im Jr. Weltergewicht des bedeutenden Boxverbandes IBF. Sein Gegner heisst Ignas Shadrack aus Tansania. Alain Chervet ist seit 2012 Profi und ungeschlagen.
Seine Bilanz: 13 Kämpfe, 11 Siege (8 K.o.), 2 Unentschieden. Mit diesem Fight steht er vor seiner bisher grössten sportlichen Herausforderung. Er könnte das gewinnen, was seinem Onkel und Vorbild Fritzli vergönnt blieb: einen WM-Titel.
Unter anderen auch zu sehen an der Fight-Night in der Visper Litternahalle: Agron Dzila (BC Burgdorf/Boxing Kings Bern) vs. Mbaruku Kheri (TAN), 8x3' Runden (Cruiser). Ergun Mersin (Boxing Kings Bern) vs. Marko Colic (BIH), 6x3' Runden (Schwergewicht). Viviane Obenauf (Boxen Bern) vs. Kristina Boras (CRO), 6x2' Runden. (Vorverkauf im Internet: tipo.ch/fightnight).