Seit 70 Jahren ist der Internationale Skiverband FIS in Schweizer Hand. Nach Marc Hodler (1951 - 1998) und Gian Franco Kasper (bis 2021) endet diese Ära. Neuer Präsident ist der Milliardär Johan Eliasch. Bereits im ersten Wahlgang hat sich Eliasch gegen seine Konkurrenz mit 65 von möglichen 120 Stimmen durchgesetzt. Urs Lehmann (26 Stimmen), die ehemalige FIS-Generalsekretärin Sarah Lewis und der Schwede Mats Arjes blieben chancenlos.
Das ist vor allem für Urs Lehmann eine herbe Niederlage. Lehmann galt lange als klarer Favorit. Dass er bereits nach dem ersten Wahlgang die Segel streichen muss, ist eine bittere Enttäuschung für den Präsidenten von Swiss Ski.
Noch vor einem Jahr war Lehmann der klare Favorit. Doch die Wahl musste wegen Corona verschoben werden. Mit zunehmender Dauer begann die Unterstützung für Lehmann zu bröckeln. Zuletzt wandte sich auch Peter Schröcksnadel, der mächtige Präsident des Österreichischen Skiverbandes, von Lehmann ab. «Er hat mir seine Unterstützung vor Zeugen versprochen. Wenn er ein Ehrenmann ist, dann hält er sich daran», sagte Lehmann noch vor wenigen Tagen.
Am Tag vor der Wahl hat Schröcksnadel Lehmann in einem Telefonat aber mitgeteilt, dass Österreich Johan Eliasch unterstützen werde. Milliardär Eliasch ist unter anderem Besitzer des Sportartikel-Herstellers Head. Er hat unbeschränkte finanzielle Möglichkeiten und hat in den letzten Monaten auch einen aggressiven Wahlkampf geführt. Der schillernde Eliasch, der einst auch eine Liaison mit der Schauspielerin Sharon Stone hatte, ist als Quereinsteiger in der Skipolitik nun auf Anhieb ins oberste Amt gewählt worden.
Beim digital durchgeführten FIS-Kongress hat Eliasch auch mit viel prominenter Unterstützung aufgetrumpft. Topathleten wie Hermann Maier, Alexis Pinturault, Aksel-Lund Svindal oder auch Lindsey Vonn haben sich für Eliasch ausgesprochen. Alles Head-Athleten, die von Eliasch einst oder auch heute noch, sehr gut entlöhnt sind. Auch Altstars wie Björn Borg oder John McEnroe gehören zum illustren Umfeld des schwedisch-britischen Doppelbürgers.
Unterstützung gab es auch aus der Politik. Der britische Premierminister Boris Johnson hat sich lobend über Eliasch geäussert. Genauso wie John Kerry, der ehemalige US-Aussenminister und heutige Klima-Beauftragte im Kabinett. Kerry taucht im Bewerbungsvideo von Eliasch auf.
Eliasch hat alle um den Finger gewickelt. Und verzichtet auf sein Salär von rund 600'000 Franken. Er kann es sich leisten. Und sein mit allen Finessen geführter Wahlkampf hat ihm zum klaren Erfolg verholfen. Allerdings ist er nur für ein Jahr gewählt. Und steht in dieser Zeit unter aufmerksamer Beobachtung.
Für Urs Lehmann gibt es zumindest ein kleines Trostpflästerchen. Er wurde ins 16-köpfige FIS-Council gewählt.
Sorge um Gian-Franco Kasper
Überschattet wird die Wahl durch die Abwesenheit des abtretenden Präsidenten Gian Franco Kasper. Kasper, der die FIS 23 Jahre geführt hat, liegt mit ernsten gesundheitlichen Problemen im Spital.