Aus zwei grossen Beachvolleyball-Spielerinnen ein neues Team zu formen, kann eigentlich gar nicht schlecht sein. Trotzdem mussten Joana Heidrich (25) und Anouk Vergé-Dépré (24) zuerst über die Option nachdenken. Denn dieser Schritt bedeutet, dass die mit 1.85 m etwas kleinere Vergé-Dépré von einer Block- zu einer Abwehrspielerin umfunktioniert wird.
«Ich habe mir überlegt, ob ich das Risiko dieser Konstellation und dem damit verbundenen Positionswechsel von Anouk eingehen will», erklärt Heidrich. Doch die 1.90 m grosse Blockerin kam zum Schluss: «Ich bin überzeugt, dass wir beiden grossen Spielerinnen auch grosses Potenzial haben.»
Tatsächlich ist es selten auf der Tour, dass sich zwei klassische Blockerinnen zusammentun. Doch das beste Beispiel ist Beach-Ikone Kerri Walsh (38, USA, 1.91 m), die sich vor vier Jahren Landsfrau April Ross (34, 1.85 m) an die Seite holte und bei Olympia in Rio Bronze gewann.
«Wir nehmen uns dieses Duo als gutes Beispiel», sagt Heidrich lachend. Die neuen Aushängeschilder unseres Beachvolleyballs haben erst im letzten November gemeinsam das Training im Sand gestartet.
Eine Pause nach der letzten Saison haben die beiden Spielerinnen gebraucht, um Emotionen zu verarbeiten. Mit ihren vorherigen Abwehrspielerinnen Nadine Zumkehr (Heidrich) und Isa Forrer (Vergé-Dépré) erlebten sie die Olympischen Spiele in Rio.
Beide Duos platzierten sich sensationell in den Top Ten, Heidrich/Zumkehr als Fünfte, Forrer/Vergé-Dépré als Neunte. Zudem landeten beide Teams beim Saisonfinale in Toronto auf dem Podest. «Ich brauchte die Auszeit, um runterzukommen, alles einzuordnen und zu verdauen», erzählt Vergé-Dépré.
Nun aber zählen nur noch künftige Emotionen. Denn da orten sie kurzfristig die grösste Herausforderung. «Wir sind beide emotionale Spielerinnen», so Heidrich, «jetzt wird die Challenge sein, wie wir beide damit umgehen können.»
Vergé-Dépré ergänzt: «Wir müssen zuerst herausfinden, wer welche Rolle übernimmt.» Aber eines sind sie sich bewusst: Die Umstellung und sich als Team zu finden braucht Geduld.
Eine erste Standortbestimmung hat unser neues Duo nun am ungewöhnlich früh angesetzten Major-Turnier in Fort Lauderdale (USA). «Da sehen wir, was schon funktioniert und was nicht», so Heidrich.